In der April-Ausgabe 2014 stellten wir unsere „7 Fragen“ an Tobias Freff. Fünf Jahre später erzählt er, wie sein Weg weiterging.

Das letzte Mal, als wir uns getroffen haben, waren Sie Bischofssekretär. Wo sind Sie nach dieser Aufgabe gelandet?

Seit Herbst 2015 bin ich Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit „Unterm Bernhardus“, das ist im Dekanat Ostalb. Dazu gehören die Schwäbisch Gmünder Orte Bettringen, Bargau und Weiler mit Degenfeld, wo etwa 7.200 Katholiken leben.

Was macht Ihnen jetzt in Ihrem Alltag als Pfarrer am meisten Freude?

Die Arbeit und die Verbundenheit mit ganz vielen Menschen hier am Ort, ob es nun ehrenamtlich oder hauptamtlich Tätige sind, ob jung oder alt, ob kirchlich oder auch nicht. Es ist eine Bereicherung, so viele Talente und Begabungen vor Ort zu haben und zu sehen, wie sie sich mit viel Herzblut einbringen. Das meint Paulus vielleicht mit Gnadengaben des Geistes. Ein anderer Aspekt, der mir bei meiner Aufgabe Freude macht, ist natürlich die Verantwortung für „das große Ganze“. Mein Leitungsdienst soll ordnen und zusammenführen, damit genau dieser Vielklang der Geistesgaben zur Wirkung kommt: In unserem Tun soll Jesus Christus noch heute erfahrbar sein und bleiben.

Was ist die größte Herausforderung?

Das ist genau dieser Blick für das „große Ganze“ in der Seelsorgeeinheit: Oft geht es mehr um kleine Dinge, die es zu regeln gilt, oder ganz alltägliche Verwaltungsaufgaben. Gottes Zuwendung und Barmherzigkeit müssen aber die Mitte unseres Tuns bilden; dass dieser Blick nicht verloren geht, das ist herausfordernd. Zumal es ja bei vielen Entscheidungen und Themen eher Gegenwind gibt, ob aus den Gemeinden oder der Gesellschaft: Notwendige Erneuerungen bedeuten auch oft, Liebgewordenes loszulassen und zu vertrauen, dass Christus auch diese neuen Wege mit uns geht.

Sie haben uns damals im Gespräch gesagt, wenn Sie nicht Priester wären, wären Sie sicher Informatiker und „ungeheuer wichtig“ – Letzteres sind Sie jetzt doch auch, oder?

(lacht) Manchmal ist man als Pfarrer auch sein eigener IT’ler. Aber ob ich „ungeheuer wichtig“ bin, weiß ich nicht. Darum geht es auch nicht. Natürlich sind wir Priester an vielen Stellen wichtig und in unserem sakramentalen Dienst unersetzbar, aber ist das von Bedeutung?

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass besonders Jugendliche und junge Erwachsene ihrer Hoffnung, ihrer Sehnsucht nach gelingendem Leben und ihrer Spiritualität trauen – und diese auch mit uns zur Sprache bringen. Ich erlebe oft, dass sie sich in der Kirche zwar in der Gemeinschaft geborgen fühlen, aber gerade ihr Glaube, ihre Nöte und Sorgen finden wenig Ansprache und Ausdruck. Je mehr junge Menschen sich ein- bringen und sich mit uns austauschen, umso mehr versteht auch Kirche ihren eigenen Glauben neu. Glaube ist immer dialogisch und nur durch Austausch kann er wachsen.

 

Die Fragen stellte: Alina Oehler (28)