Seit kurzem gibt es auch die Möglichkeit, ein freiwilliges soziales Jahr mit pastoralem Schwerpunkt zu absolvieren. Simon Laubheimer ist einer der ersten, der diese Möglichkeit nutzt. Er ist FSJler in der Seelsorgeeinheit St. Benedikt, Ochsenhausen. Gemeindereferent Robert Gerner begleitet ihn dabei. Beide Seiten sollen voneinander profitieren und neues lernen. Ein Konzept, das aufgeht?

Wache braune Augen beobachten jede Bewegung des Gegenübers. Zwischen theologischer Auseinandersetzung und kreativem Ideenspinnen entsteht langsam ein Familiengottesdienst. Gemeindereferent Robert Gerner (38) hört seinem FSJler aufmerksam zu, als dieser kritische Rückfragen stellt und Alternativen vorschlägt. „Es ist eine wahnsinnige Bereicherung, wenn man seine Arbeit mit jemandem reflektieren kann. Wir können miteinander ringen, wie wir Texte formulieren wollen, was Sinn macht, und uns gegenseitig fragen: ‚Wie würdest du das machen?‘“

Simon Laubheimer (19) lächelt bei diesen Worten. Er hat vieles gelernt in seinem FSJpastoral, auch in Glaubensfragen: „Einige Dinge hab ich früher einfach so gemacht im Gottesdienst und wusste eigentlich nicht, warum, ich hab nicht wirklich drüber nachgedacht. Das ist mir hier bewusst geworden und ich konnte meinen Glauben vertiefen.“

Seit inzwischen elf Jahren ist Robert Gerner Gemeindereferent in der Seelsorgeeinheit St. Benedikt. Als er den Flyer für das FSJpastoral in die Hände bekommen hat, dachte er sofort: „Super, das muss ich machen!“ Recht unkompliziert konnte er das Bürokratische klären und war erfreut, als kurz darauf Simon Laubheimer aus einem der Nachbarorte Interesse bekundete. Dieser wollte sich nach seinem Abitur noch ein Jahr Zeit nehmen, um zu einer Entscheidung in Sachen Berufswahl zu kommen. Er suchte ein Angebot in der Nähe – und fand im Internet die Ausschreibung für das FSJpastoral in Ochsenhausen. „Ich dachte, das passt für mich“, so der ehemalige Oberministrant. Eine großartige Chance – die sich als Bereicherung für beide Seiten herausgestellt hat.

„Eine große Bereicherung im Berufsalltag“

Das Aufgabenfeld für den FSJler ist groß. Genau das gefällt Simon Laubheimer. Jeden Tag das Gleiche zu machen, darauf hätte er keine Lust, schon gar nicht in seinem freiwilligen Jahr, in dem er über sich und seine Zukunft nachdenken wollte. Jetzt hat er täglich mit unterschiedlichen Aufgaben zu tun: Er hilft beispielsweise regelmäßig dem Mesner bei dessen Arbeit und ist einen Vormittag in der Woche im Kindergarten. Am meisten ist er aber mit Robert Gerner unterwegs. Was immer während des Kirchenjahrs so ansteht, Angebote im Advent, Sternsingeraktion oder Erstkommunionvorbereitung – die beiden gehen es zusammen an. „Wir schaffen Hand in Hand“, erklärt Robert Gerner. Von der ersten Idee über die genaue Planung und Vorbereitung bis zur Durchführung und anschließenden Reflexion gehen die beiden alles gemeinsam an. Für den Gemeindereferenten in Vollzeit ist das eine „großartige Unterstützung“. Die Gefahr, mit seinen Gedanken allein am Schreibtisch sitzen zu bleiben, ist gebannt: „Wenn ich jemanden bei mir habe, der jung ist und gute, lustige, lockere Gedanken hat, dann ist das eine große Bereicherung für mich in meinem Berufsalltag.“

Wer ein FSJpastoral macht, ist – entgegen dem klassischen Praktikanten-Vorurteil – nicht nur am Kopierer und mit Kaffeekochen beschäftigt, sondern wird auch theologisch gefordert: Sei es bei der Vorbereitung oder auch der Durchführung von gemeinsamen Gottesdiensten und anderen Aktionen. Wichtig sind den beiden dabei regelmäßige Gespräche, um das Getane anschließend auszuwerten. Sie dienen als eine Art Standortbestimmung; in ihnen tauschen sie sich über ihre Arbeitsfelder aus, suchen nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten, reflektieren ihre Erfahrungen und können so auch schwierige Phasen (wie z.B. eine hohe Zahl an Beerdigungen) aufarbeiten.

„Das Jahr hat mir geholfen, persönlich weiterzukommen“

Natürlich musste Simon Laubheimer vielen erst einmal erklären, was er da eigentlich macht. Außer seiner Familie. Die hat ihn von Anfang an darin unterstützt – vor allem sein Großvater war ganz besonders davon angetan, dass sein Enkel Erfahrungen im pastoralen Bereich sammeln will, erzählt Laubheimer. Auch die Kirchengemeinde hat sich über das neue Gesicht gefreut und ihn sehr freundlich aufgenommen. Schon nach kurzer Zeit gehörte „unser Simon“ einfach überall dazu.

Es sei durchaus von Vorteil, dass Simon Laubheimer durch seine Zeit bei den Ministranten schon mit dem kirchlichen Kontext vertraut war. Denn daran, ob das FSJpastoral dazu geeignet sei, neu in die Kirche „hineinzuschnuppern“, scheinen beide zu zweifeln. Simon Laubheimer wiegt unentschlossen den Kopf hin und her. Nach einem langen Blick in die Ferne meint Robert Gerner: „Eine gewisse Grundhaltung zur Kirche und zum Glauben, aber auch Grundkenntnis unserer Gemeinden ist wichtig. Auch der FSJler ist schließlich das Gesicht der Kirche. Da ist ein authentisches Auftreten wichtig.“ Simon Laubheimer nickt bekräftigend. Lächelnd wenden sie sich dann wieder ihrem Gottesdienst zu, der gerade im Entstehen begriffen ist. Die beiden sind mittlerweile ein eingespieltes Team und haben Spaß an dem, was sie tun, das ist offensichtlich. Simon Laubheimer ist sich sicher: „Das Jahr hat mir definitiv geholfen, persönlich weiterzukommen“, auch Robert Gerner ist zufrieden und kündigt an: „Ich werde das auf jeden Fall wieder machen!“

 

Text: Susanne Grimbacher (25)