ZUR PERSON
Prof. Dr. Stephan Winter (52) wurde 1970 in Offenbach am Main geboren. Sein Abitur legte er 1990 am Franziskanergymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg ab. Von 1990 bis 1994 studierte er katholische Theologie und Philosophie in Frankfurt am Main, München und Münster. Nach seiner Promotion im Fach Philosophische Grundfragen der Theologie nahm er unter anderem Aufgaben als Diözesanreferent für Liturgie und akademische Lehrtätigkeiten wahr. Im Jahr 2010 erfolgte seine Habilitation im Fach Liturgiewissenschaft. Seit dem Sommersemester 2020 lehrt er als Professor für Liturgiewissenschaft an der Uni Tübingen.

1. WIE HABEN SIE GOTTESDIENSTE WÄHREND DER CORONA-PANDEMIE ERLEBT?
Vielfältig: Einerseits haben die Einschränkungen belastet, andererseits auch neue Ideen freigesetzt, zum Beispiel für geistliche Zeiten in der Familie oder liturgische Feiern im digitalen Raum; gerade mit Letzteren hatte ich bis dahin kaum etwas zu tun.

2. IHR LIEBLINGSLIED IM GOTTESLOB?

Ich nenne mal 434: „Noch ehe die Sonne am Himmel stand“ und 439: „Erhör, o Gott, mein Flehen“.

3. WELCHE FRAGE WÜRDEN SIE JESUS GERNE STELLEN?
Wie hast du es geschafft, ganz im Augenblick da zu sein?

4. WAS VERSTEHEN SIE UNTER BERUFUNG?
Wahrnehmen zu lernen, wo und wie Gott mich durch die Wirklichkeit umarmt, und in Begegnung mit anderen Menschen und Mitgeschöpfen dem Geheimnis des Lebens auf der Spur zu bleiben.

5. EIN SPANNENDES ODER INTERESSANTES BUCH, DAS MAN KENNEN SOLLTE?
Schwer, da eines auszusuchen … Gerade beschäftigt mich zum Beispiel Nelly Sachs, „Fahrt ins Staublose“, ein Gedichtband mit Texten, die für mich tiefe Weisheit ausstrahlen; einer Weisheit, die auch angesichts des Verstörenden in der Welt nicht zerbricht.

6. URLAUB IN DEN BERGEN ODER AM STRAND?
Von klein auf waren eher die Berge das Ziel, und dafür konnten wir später auch unsere Kinder begeistern – selbst fürs Wandern. Das Meer, das ich erst mit 14 direkt kennenlernen durfte, berührt mich aber auch auf ganz eigene Weise.

7. IHR WUNSCH FÜR DIE KATHOLISCHE KIRCHE (Z. B. IM BEREICH DER LITURGIE …)?
Dass Menschen, die sich ihr zugehörig fühlen, nicht aufhören danach zu suchen und darum zu ringen, wie sich gemeinsam über Religionen und Weltanschauungen hinweg das Leben in seinen unterschiedlichen Formen heute und in Zukunft bewahren und mehren lässt – auch noch in Leid, Sterben und Tod. Ich wünsche mir, dass Liturgie vor allem daran gemessen wird, was sie dazu beitragen kann.

TEXT: JAKOB RAGER (25)