Patron der Jäger oder christlicher Tierschützer?

Jagd und Tierschutz – passt das überhaupt zusammen? Organisationen, die sich für Tierrechte einsetzen, verneinen diese Frage. Jäger und Forstwirte hingegen sehen darin keinen Widerspruch. Ohne Zweifel handelt es sich beim Verhältnis von Jagd und Tierschutz also um ein sehr kontroverses Thema. Interessant ist jedoch, dass es einen Heiligen gibt, der beide Seiten miteinander ins Gespräch bringen kann – den heiligen Hubertus. Sein Gedenktag ist der 3. November und er gilt als Schutzpatron der Jäger, Förster und Schützenvereine. Der Überlieferung nach wirkte Hubertus, der um 655 geboren wurde, als Pfalzgraf am Hof in Paris und später in Metz. Seine Frau starb bei der Geburt des ersten Sohnes. Voller Trauer zog sich Hubertus daher sieben Jahre lang als Einsiedler in die Wälder der Ardennen zurück. Er machte eine Wallfahrt nach Rom, erhielt die Priesterweihe und wurde um 705 Bischof von Tongern-Maastricht, wobei er seinen Bischofssitz später nach Lüttich verlegte. Er galt dabei als umsichtiger Hirte und half beispielsweise den Menschen während einer schweren Hungersnot.

Vom zügellosen Jäger zum Heiligen
Einer Legende zufolge war Hubertus zunächst ein zügelloser Jäger. Dies änderte sich an einem Karfreitag: Auf der Jagd erschien ihm ein weißer und prächtiger Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih. Hubertus ließ sich daraufhin taufen. Eine Version der Legende berichtet davon, dass Hubertus durch dieses Ereignis zum Nichtjäger wurde; gemäß einer anderen mäßigte er sein Jagdverhalten. Für Jäger gilt der heilige Hubertus daher als Vorbild für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Wild und der Natur. Tierschützer können hingegen auf jene Version der Legende verweisen, wonach Hubertus der Jagd abschwor.

Durch Jesus Christus ändert Hubertus sein Leben
Unabhängig davon, ob man die eine oder andere Version der Legende präferiert, bringt der Hirsch mit dem leuchtenden Kreuz zwischen dem Geweih eine wichtige Botschaft zum Ausdruck: In den Tieren gibt sich Gott als Schöpfer zu erkennen und der Mensch ist als Ebenbild Gottes zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung bestimmt. An dieser Stelle möchte ich auch auf die große Bedeutung des Kreuzes in der Legende verweisen: Es ist der gekreuzigte Jesus Christus, der sich offenbart und bewirkt, dass Hubertus sein Leben ändert. Dies erinnert an den heiligen Paulus, der zunächst die christliche Kirche verfolgte, bevor er sich durch eine Offenbarung Jesu Christi grundlegend wandelte. Auch in der heutigen Zeit beeindrucken mich immer wieder Menschen, die Jesus und Gott begegnet sind, zum christlichen Glauben gefunden haben und seitdem ein ganz neues Leben führen.
Die Legende vom heiligen Hubertus bringt zum Ausdruck, dass der Herrschaftsauftrag des Menschen in Genesis 1 mit Verantwortung für alle Geschöpfe verbunden ist. Wenn sowohl Jäger als auch Tierschützer jener gerecht werden möchten, haben sie im Grunde dasselbe Ziel.

TEXT: JAKOB RAGER (26)