Wohin ziehen Sie sich zurück, wenn Sie Zeit für sich brauchen?

In ein Schweizer Kloster, seit über 20 Jahren. Ich schätze die Mischung aus benediktinischer Liturgie, echter Gastfreundschaft mit guten geistlichen Gesprächen und wunderbaren Wanderwegen in den Schweizer Bergen.

Was war für Sie das überraschendste Ereignis, dass Sie in der Kirche bisher erlebt haben?

Der Rücktritt von Papst Benedikt am Rosenmontag 2013. Wie es der Zufall wollte, war ich an diesem Tag in Rom, weil ich die Faschingstage zu einem Kurzurlaub genutzt habe. Während einer Taxifahrt kam die Nachricht im Radio. Der Fahrer geriet völlig außer Fassung, sein Fahrstil auch.

Ihr Lieblingsessen?

Eine ehemalige Frankfurter Arbeitskollegin hat mir nach meiner Bischofsweihe als Geschenk eine Dose mit Bärentatzen (einem leckeren Adventsgebäck) überreicht, die ich gerne esse und die sie mir sonst immer zu Weihnachten schickt. Eine Journalistin bekam das mit und hat darüber geschrieben. Aus der dann folgenden Erfahrung heraus habe ich gelernt: Sage nie öffentlich, was du gerne isst. Daher lautet der Appell: Schenkt mir bitte keine Bärentatzen!

Wie verstehen Sie Ihr Amt in drei Worten?

Dienst, Ermöglichung, Ermutigung.

Worüber können Sie herzhaft lachen?

Hoffentlich oft genug über mich selbst.

Ihr erstes Auto?

Ein grasgrüner VW Golf, Baujahr 1977, 170.000 Kilometer, gekauft nach dem schriftlichen Abi 1988 für 700 Mark. Den Kaufvertrag habe ich bis heute. Die ersten Fahrten waren traumhaft und 50 PS der Schlüssel zu grenzenloser Freiheit – so war das damals.

Welche Erfahrung in der Kirche hat Sie besonders geprägt?

Dass die Kirche „eins“ ist und sich dennoch in unterschiedlichen Teilen der Welt völlig unterschiedlich inkulturieren kann. Ich habe dieses Miteinander von Einheit und Vielfalt vor allem in meiner Jugend- zeit als beeindruckend, geisterfüllt und dynamisch erlebt. Darin liegt eine Stärke der Kirche, die uns auch in Zeichen wachsender Unsicherheit nicht verloren gehen darf.

Zur Person

Weihbischof Dr. Gerhard Schneider (50) arbeitete nach einem BWL-Studium bis 1995 bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt. Danach studierte er Theologie in Tübingen und Rom, zum Priester geweiht wurde er 2002 in Wein- garten. Nach der Vikarszeit in Giengen an der Brenz bestellte Bischof Fürst ihn 2004 zum Repetenten am Wilhelmsstift in Tübingen. Dort wirkte er bis 2009 in der Priesterausbildung mit und erstellte seine Doktorarbeit über den Pastoraltheologen Franz-Xaver Arnold, die er 2008 abschloss. Ein Jahr später übernahm Gerhard Schneider die Leitung des Ambrosianums, ab 2010 die der diözesanen Berufungspastoral und 2012 die des Päpstlichen Werks für geistliche Berufe in der Diözese. Seit dem 1. August 2017 ist er Leiter der Hauptabteilung für Liturgie, Kunst, Kirchenmusik und Berufungspastoral.

Am 13. Juli 2019 wurde Gerhard Schneider von Bischof Dr. Gebhard Fürst in der Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart zum Weihbischof für die Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht.

 

Die Fragen stellte: Alina Oehler (28)