Er ist ein facettenreicher Beruf in der Kirche: die Arbeit als Dekanatsreferentin und Dekanatsreferent. Doch was beinhaltet er? Vier Beispiele.
Dr. Wolfgang Steffel, Ulm: „Wir sind auch ein Ort der geistlichen Begegnung“
Herr Steffel, was sind Ihre Aufgaben als Dekanatsreferent?
Das eine Auge gilt der Gemeindeseelsorge. Wir begleiten hier auf Dekanatsebene die verschiedenen Dienste, die es in unseren circa 90 Kirchengemeinden gibt: Besuchsgruppen, liturgische Dienste, Kirchengemeinderäte oder pastorale Mitarbeiter. Das andere Auge gilt dann unserem eigenen Programm und der Koordination der Einrichtungen auf Dekanatsebene. In der Kategorialseelsorge wirken diese gemeindeübergreifend und an besonderen Orten: im Gefängnis, in der Klinik, bei Be- hinderten, am Telefon. Dabei versuchen wir, die Mitarbeiter nicht nur fachlich zu stützen, sondern sie auch wieder mehr zu den Quellen des Glaubens zurückzuführen, zu dem tiefen Grund, aus dem alles Handeln herausfließt. Wir sind also auch ein Ort der geistlichen Begegnung im Dekanat.
Wenn Sie Ihre Rolle mit einem Begriff beschreiben müssten – welcher wäre das?
Ich sehe mich als Anwalt der Gottesfrage. In unserer Gesellschaft stehen oft Profit und Erlebnis im Vordergrund, und Gott wird an den Rand gedrängt. Aber auch in der Kirche laufen wir manchmal Gefahr, dass Gott zum fünften Rad am Wagen wird. Und die anderen Räder drehen ohne Bodenkontakt leer in einem blinden Aktionismus. Gerade in der Verkündigung geht es aus meiner Sicht in der heutigen Zeit darum, um des Menschen willen wieder die Gottesfrage ins Zentrum zu rücken – weil er, vor allem in seinen größten Nöten, letztlich doch nur in Gott Halt und Geborgenheit findet.
Sie stehen als Vertreter des Dekanats wie viele andere vor der Herausforderung, dass kirchliche Strukturen künftig immer weitläufiger werden. Wie ist Ihr Blick darauf?
Die Größe der Räume spielt aus meiner Sicht für eine Beziehungskultur keine wichtige Rolle, solange die richtige Haltung da ist. Wer nacktes Management sät, wird einen anonymen Apparat ernten. Wenn man aber den Glauben sät und in der Weitläufigkeit die Einzelnen im Auge behält – und das ist unser Herzensanliegen –, dann werden die Gottsucher und alle Menschen guten Willens zusammengeführt und Gemeinschaft entsteht. Auch in der Weite gibt es Geborgenheit – Glauben im Freiraum der Hoffnung!
Dr. Wolfgang Steffel (49) war als Jugendreferent tätig, seit 2002 ist er Dekanatsreferent in Ulm.
Text: Philipp Geisen (26)