Was zeichnet eigentlich eine Heilige oder einen Heiligen aus? Neben ihren typischen Attributen und Darstellungsweisen sowie ihren legendenumwobenen, individuellen Geschichten würde ich behaupten, dass es vor allen Dingen eine besondere Beziehung zu Gott und zu den Menschen ist. Heilige erschaffen Räume für die Begegnung von Gott und Mensch. Märtyrer*innen, welche als Heilige verehrt werden, sind in einer besonderen Weise mit Gott und Jesus Christus verbunden. Sie vollziehen in ihrem Leiden das Leiden Christi nach und führen die Menschen dadurch näher an das Mysterium Christi heran.

Die heilige Cäcilia ist eine Märtyrerin und die Patronin der Musik. Sie drückt demnach in doppelter Weise die Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen aus. In ihrem Martyrium zeigt sich die enge und treue Bindung zu Jesus Christus. Ihr Leben und ihr Sterben widmet sie ganz Gott. Bis zum Äußersten, dem Tod, legt sie Zeugnis für ihren Glauben ab und übt damit eine große Faszination auf ihre Mitmenschen aus. Die Musik, ihr Patronat, schlägt ebenfalls eine Brücke der Verbindung zwischen Menschlichem und Göttlichem. Sie vermag Dinge auszudrücken, für welche der Mensch vielleicht nicht immer Worte oder angemessene Ausdrucksweisen finden kann. Sie besitzt göttliche und himmlische Eigenschaften, die die Grenzen des Irdischen überschreiten können.

Cäcilia war eine römische Adlige, die im dritten Jahrhundert lebte und bereits als Kind heimlich mit Jesus Christus einen Bund geschlossen hatte. Sie lebte jedoch in einer Zeit, in welcher das Christentum eine verfolgte Minderheit war und ihr Glaube für sie daher eine große Bedrohung darstellte. Auf Anordnung ihrer Eltern wurde Cäcilia mit Valerianus verlobt, welcher kein Christ war. Sie fügte sich zwar der elterlichen Anordnung, blieb sich selbst und ihrem Glauben aber auf ganzer Linie treu. Ihr Vertrauen auf Gott mündete in starkem Selbstvertrauen und es gelang ihr, nicht nur ihren Glauben weiter auszuleben, sondern darüber hinaus noch ihren Mann von diesem Glauben zu überzeugen. Valerianus ließ sich taufen. Beide widmeten sich dem Dienst der Nächstenliebe und versorgten verfolgte Christen. Beide entkamen jedoch auch den Verfolgungen der damaligen Zeit nicht und erlitten das Martyrium. Cäcilias Gedenktag ist der 22. November.

Cäcilias Mut und Selbstbewusstsein – gerade als Christin und junge Frau – in einer Zeit, die weder für Christ*innen noch für Frauen einfach war, sind auch heute noch faszinierend und bewundernswert. Sie senden eine ermutigende Botschaft an Menschen, besonders Frauen, die in der heutigen Zeit und Welt versuchen zurechtzukommen und ihr Leben zu meistern. Wo Menschen leiden, ihrer Freiheit beraubt sind oder ihren Zweifeln nicht entkommen, kann die Musik einen Weg zu Gott eröffnen und dadurch Hoffnung und Zuversicht schenken. Man kann sich Cäcilias unerschütterliches Vertrauen auf Gott und in sich selbst zum Vorbild nehmen. Wer Gott vertraut, kann sich selbst vertrauen. Wer sich selbst etwas zutraut, bewältigt verschiedene Lebenssituationen, seien es überraschende Herausforderungen oder auch nur die Eintönigkeit des Alltags.

 

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KARLINA KRAUSE (20)