Was früher recht kompliziert sein konnte, ist einfacher geworden: Die Kombination von Religionspädagogik/Praktischer Theologie und Sozialer Arbeit wird jetzt von einigen Hochschulen als Doppelstudium angeboten. Dabei können die angehenden Gemeindereferentinnen und -referenten zwei Bachelor-Abschlüsse erwerben. Ausbilder, Absolventen und Studierende sind überzeugt: Damit ist man für die berufliche Zukunft breiter aufgestellt.

„Mehr als die Hälfte unserer Studierenden entscheiden sich für das Doppelstudium“, sagt Prof. Dr. Ralf Gaus, Studiengangsleiter an der Hochschule Benediktbeuern. „Unsere Überzeugung war es, dass wir künftig Personen mit einer Vielzahl von Kompetenzen brauchen. In der Schule werden beispielsweise Kenntnisse zu Inklusion oder Diversity-Management wichtiger.“ Insgesamt sieht er die Arbeitsfelder der Zukunft immer fluider. „Ein Beispiel: Pastoral und Caritas sind nicht mehr so einfach voneinander zu trennen, sondern gehören vielfach zusammen. Pastorale Räume verändern sich, die Zahl der Priester wird weiter abnehmen und Gemeindereferent/- innen kommen dadurch in neue Herausforderungen.“ Die eine Berufsbiografie gebe es bei diesem Studium jedoch nicht. „Das ist auch sein Reichtum. Es lässt den Studierenden viele Möglichkeiten, sich individuell zu entwickeln, es gibt keine fertigen Berufsfelder.“

Individuelle Förderung

Und auch die Diözese freut sich über die Gemeinde- referent/-innen mit Zusatzqualifikation. „Unsere Erfahrung sagt eindeutig, dass das den Arbeitsteams und den Menschen vor Ort später sehr zugutekommt“, sagt Elisabeth Färber, Ausbildungsleiterin im Religionspädagogischen Mentorat in Rottenburg. Der Bedarf war schon länger vorhanden. Dass die Hochschulen diese Kombination nun vereinfachen, begrüßt sie sehr. Seither stellt Färber außerdem eine höhere Nachfrage am Beruf Gemeindereferent/-in fest. „Viele wollten eigentlich Soziale Arbeit studieren und stellen dann über dieses Angebot fest, dass es diesen spannenden Beruf gibt.“

Regelmäßiger Austausch zwischen Hochschulen und Ausbildern

Auch die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Diözese laufe gut, sagt Elisabeth Färber. „Wir haben einen sehr direkten Draht und ein hohes Niveau an Kooperation mit allen Hochschulen. Die Professoren kennen natürlich die einzelnen Studierenden und wir finden so gute Wege, individuell zu fördern – gemeinsam mit den Studierenden wird dann geklärt, welches Einsatzfeld möglich ist.“ Durch die enge Vernetzung ist das Religionspädagogische Mentorat auch der richtige Ansprechpartner, wenn man sich überlegt, welche Hochschule für das eigene Studium am besten geeignet ist. „Das ist individuell verschieden, jede Hochschule hat ihr eigenes Profil“, weiß die Ausbildungsleiterin. Das Doppelstudium empfiehlt sie allen, die „mit Menschen arbeiten wollen, Interesse an Lebensgeschichten haben, aber auch ein theologisches Interesse mitbringen und Dinge parallel denken können“.

Durch die etwas längere Studienzeit des Doppelstudiums ergibt sich außerdem kaum ein zeitlicher Nachteil. „Insgesamt studiert man dann gerade mal drei bzw. vier Semester länger, im Blick auf ein langes Berufsleben ist das nun wirklich nicht viel“, sagt Färber. Die gesteigerte Nachfrage bestätigt die Ausbilder: Das Doppelstudium ist ein lohnendes Modell.

 

Umfrage: Warum hast du dich für das Doppelstudium entschieden?

„Die beiden Fächer ergänzen sich perfekt. Wenn ich drei Semester anhänge, habe ich zwei Bachelor-Abschlüsse in der Tasche. Dadurch eröffnen sich weitere Arbeitsfelder und es ergeben sich auch weitere Arbeitgeber. Und auch in der alltäglichen Arbeit in der Gemeinde fördert der zweite Abschluss den Blick für die sozialen Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Am besten gefällt mir, dass ich mich an der Katholischen Hochschule in Freiburg nicht gleich zu Studienbeginn entscheiden muss, ob ich den Doppelstudiengang anstrebe – diese Entscheidung kann ich im Laufe der ersten Semester treffen.“

Saskia Laschitsch-Greiner, 20, aus Kuchen

 

„Bei der Auswahl meines Studienfachs war schnell klar, dass ich mich bei meinem zukünftigen Beruf nicht auf ein Arbeitsfeld begrenzen will – auch deshalb habe ich mich für Soziale Arbeit entschieden. Durch eine Bekannte wurde ich auf Benediktbeuern aufmerksam und entdeckte auf der Internetseite die Option eines Doppelstudiums, das machte mich neugierig: ein Klosteridyll, zwei Studienfächer und unzählige Möglichkeiten, das spätere Berufsleben zu gestalten. Jetzt, mitten im Studium, kann ich wirklich sagen, dass die Fächerkombination für mich Sinn ergibt. Beides ergänzt sich, bringt neue Ansätze, Ideen und Sichtweisen für das jeweils andere. Das durfte ich in den bisherigen sechs Semestern erleben.“

Cosima Tanneberger, 23, aus Leonberg

 

GEMEINDEREFERENT/-IN WERDEN:

Der klassische Weg (wenn auch nicht der einzige) zum Beruf Gemeindereferentin oder -referent geht über das Bachelor-Studium in Religionspädagogik/Praktischer Theologie an einer Hochschule. Zur Wahl stehen Benediktbeuern, Eichstätt-Ingolstadt, Freiburg, Mainz oder Paderborn. An den Hochschulen Benediktbeuern, Freiburg und Mainz kann in insgesamt 10–11 Semestern ein Doppel-Bachelor- Abschluss Religionspädagogik mit Sozialer Arbeit erworben werden. Für Studienabsolvent/-innen mit Doppel-BA wird das Berufspraktische Jahr erlassen. Sie können sich direkt in die Berufseinführung bewerben.

Weitere Informationen und Kontaktdaten unter: www.mentorat-rottenburg.de

Text: Alina Oehler (27) und Maximilian Magiera (21)