Weltkirche ist kultureller Reichtum und Herausforderung zugleich – wie wird das in der Diözese Rottenburg-Stuttgart erfahrbar und welche Berufswege ermöglicht das? Vier Beispiele.

 

Branimir Marević: „Das Kroatische sind meine Wurzeln, doch mein Glaube ist vielfältiger“

 

Was ist charakteristisch für kroatische Gemeinden in Deutschland?

Meine Gemeinde in Sindelfingen ist dadurch entstanden, dass die Immigranten der Nachkriegszeit, zu denen meine Eltern gehören, den kroatischen Katholizismus mit nach Deutschland brachten. Er zeichnet sich zum Beispiel durch eine starke Heiligenverehrung und Marienfrömmigkeit aus. Und die Gemeinden sind sehr lebendig, man verbringt einen großen Teil der Freizeit zusammen.

Wie beeinflusst Sie die kroatische Prägung?

Das Kroatische sind meine Wurzeln. Aber ich kann meine Spiritualität und die Art, wie ich meinen Glauben lebe, nicht auf diese Prägung verengen. Als ich nach Tübingen ins Ambrosianum kam, lernte ich in meinem Jahrgang 33 junge Menschen mit 33 unterschiedlichen Prägungen und Auffassungen vom „Christ-Sein“ kennen. Ich habe neue Formen kennen gelernt und an der Uni die wissenschaftliche Seite des Glaubens. Das hat einen Suchprozess ausgelöst: Ich wollte erfahren und hinterfragen, woher meine kroatischen Traditionen kommen und was das mit mir macht.

Sie haben sich auf die Suche nach Ihren Wurzeln gemacht …

Ja. Mein Freijahr habe ich deshalb in Kroatien verbracht. Ich möchte die Vielfalt unserer katholischen Glaubenspraxis kennenlernen. „Katholisch“ bedeutet ja „allumfassend“ und impliziert damit schon die weltkirchliche Ausrichtung. Später werde ich in der Gemeinde als Priester mit sehr unterschiedlich geprägten Menschen zu tun haben, deshalb brauche ich den geweiteten Horizont – immer mit der Frage: Was ist der gemeinsame Kern?

 

Branimir Marevic (28) aus Sindelfingen ist Seminarist der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Seine Familie stammt aus der Nähe von Vrgorac in Südkroatien.

 

Text: Elisabeth Böckler (21)