Pioniere und Patrone – die Slawenapostel Kyrill und Method

„Wie schafft man es, den Menschen das Evangelium Jesu Christi in einer verständlichen Sprache zu ver- mitteln?“ – Eine Frage, die vor rund 1200 Jahren so aktuell war, wie sie es heute wieder ist. Gestellt haben sich dieser Herausforderung im 9. Jahrhundert die beiden heiligen „Slawenapostel“ Kyrill und Method. Hierzulande sind sie nicht so bekannt wie in den Ostkirchen. Dabei lohnt es sich, ihre Geschichte zu betrachten.

Die beiden Brüder stammten aus dem im oströmischen Reich gelegenen Thessaloniki. Sie waren byzantinische Gelehrte und als Priester mit der Missionierung slawischer Völker beauftragt. Ihr Vater war Grieche, die Mutter slawischer Herkunft. Das machte sie mit der slawischen Sprache und Kultur vertraut – die ideale Voraussetzung für ihre große Übersetzungsmission. Denn die Texte der Heiligen Schrift waren zu dieser Zeit nur in lateinischer Sprache verbreitet. Die slawischen Völker verstanden sie nicht. Also erschufen Kyrill und Method eine erste Schrift für die altslawische Sprache und übersetzten in diesem Zuge die Evangelien und wichtige liturgische Texte in das, was wir heute „Altkirchenslawisch“ nennen. Wie ernst sie diese Aufgabe nahmen, wird bei einer von Kyrills Einleitungen der Übersetzungen deutlich:

„Nackt stehen die Völker da, wenn sie keine Bücher in eigener Sprache haben, ohne diese Waffen können sie nicht gegen den Widersacher menschlicher Seelen kämpfen und sind dem ewigen Verderben ausgeliefert.“

Ihre Pionierarbeit machte die beiden „Slawenapostel“ nach ihrem Tod zu den mit am meisten verehrten Heiligen der verschiedenen Ostkirchen. Bis heute stehen sie in diesem Zusammenhang für das christliche Selbstbewusstsein slawischer Länder. Auch in der katholischen Kirche finden sie Bewunderung und Verehrung. Im Jahre 1980 erhob Papst Johannes Paul II. Kyrill und Method zusammen mit Benedikt von Nursia zu Patronen Europas.

„Sie sind Vorbilder für unsere Zeit“

Kyrill und Method sind für mich Vorbilder für unsere Zeit. Denn heute stehen wir in einer sich immer weiter säkularisierenden Gesellschaft vor ganz ähnlichen Problemen: Wie schaffen wir es, die Menschen für das Evangelium zu begeistern, wenn viele überhaupt nicht mehr verstehen, was es ihnen sagen will? Wenn sie sowohl mit dem Vokabular als auch mit den Medien der Verkündigung häufig nichts mehr anfangen können? Wie können wir sie wieder in Kontakt mit der christlichen Botschaft bringen? Kyrill und Method zeigen uns hier einen Weg: Wir müssen zu Übersetzern werden. Sie zeigen uns, dass wir versuchen müssen, in der Verkündigung, im Reden über den Glauben die Sprache der Menschen von heute zu sprechen. Und damit dort zu sein, wo die Menschen sind und wo sie kommunizieren. Wenn das für immer mehr Menschen die sozialen Medien sind, sollten wir mit unserer christlichen Identität auch genau dort präsent sein und davon erzählen – aber an allen anderen Orten auch.

Wir müssen wie sie damals heute, vom Evangelium überzeugt, eine Sprache finden, um auch die anderen für Christus zu begeistern – deshalb sind Kyrill und Method meine „Saints Today“.

 

Text: Kevin Fischer (23)