Tristan Pohlmann ist 20 Jahre alt, kommt aus Weil der Stadt und will Priester werden. Dafür studiert er im Moment im 3. Semester Katholische Theologie in Tübingen. Schon während seiner Schulzeit formte sich der Gedanke, später einen kirchlichen Beruf zu ergreifen. Zunächst wollte er Pastoralreferent werden. Während seines Sprachenjahres am Ambrosianum in Tübingen lernte er jedoch im Wilhelmsstift Priester kennen. Für Tristan war das eine entscheidende Erfahrung.

Wie bist du darauf gekommen Priester werden zu wollen?
Die Frage, ob ich beruflich etwas in der Kirche machen könnte, habe ich mir in der Oberstufe gestellt, da ich mich bereits ehrenamtlich in der Ministranten- und Jugendarbeit engagiert habe. Danach habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Gesamtkirchengemeinde Böblingen gemacht, um zu prüfen, ob das auch beruflich für mich passt. Das hat mich darin bestärkt, Pastoralreferent zu werden. So habe ich das Tübinger Ambrosianum besucht. Am Ende des Sprachenjahres habe ich sogar gesagt: Ich glaube, Priester zu werden, ist der richtige Weg für mich. Und entsprechend habe ich mich dann als Diözesantheologe beworben.

Haben dich bei deiner Entscheidung Vorbilder geleitet?
Natürlich gibt es irgendwo Vorbilder, Priester, die man erlebt. Aber bei mir ist es schlussendlich eher eine Entscheidung, die ich im Inneren und im Gebet getroffen habe – kein festes Vorbild. Diese tiefe Überzeugung im Gebet hat mich bestärkt und trägt mich auch heute noch.

Was sind deine Gedanken zum Priesteramt?
Es geht um das Wirken, das Evangelium zu verkünden und es selbst zu leben. Wenn ich aber allgemein als „kirchlicher Nachwuchs“ oder „angehender Priester“ betitelt werde, verweise ich darauf, dass ja noch einiges an Studium und Ausbildung auf mich zukommt. Mit solchen Bezeichnungen sind bestimmte Erwartungen verknüpft: dass man den Weg bis zum Ende geht oder die „Zukunft der Kirche“ ist. Da hofft man, dass man nicht der Einzige ist oder zu den Letzten gehört. Aber ich bin guter Hoffnung, dass es immer weitergeht. Natürlich, wenn man Priester werden will, gibt es auch Kritik. Da ist die Frage, ob es einfach Vorurteile sind, die einem entgegengebracht werden, oder ernst gemeinte Kritik. Für mich persönlich kann ich sagen, dass der Glaube an Christus mich so erfüllt, dass es für mich der richtige Weg scheint, um von diesem Glauben Zeugnis abzulegen.
Welche konkreten Dinge würdest du in der Kirche ändern wollen?
Ich glaube, dass ich allein relativ wenig Möglichkeiten habe; sowohl jetzt als auch später im Beruf. Man findet sich schon ein wenig damit ab, dass manche Dinge eben nicht in der eigenen Hand liegen.

„Priester zu werden war eine Entscheidung, die im Gebet gefallen ist. Welcher Weg fühlt sich für mich richtig an? Und diesen Weg gehe ich jetzt.”

Ich hoffe, dass ich in meinem Beruf später nicht nur kirchliche Entscheidungen rechtfertigen muss, sondern das Evangelium verkünden kann. Ich glaube, man wird nicht glücklich, wenn man sich nur auf den Weg macht, weil man damit sofort etwas ändern können möchte. Mögliche Änderungen wie der Synodale Weg brauchen Zeit.

Was wünschst du dir für den Beruf als Priester?
Ich wünsche mir ein Umfeld, in dem man nicht mit den letzten fünf Verbliebenen in der Kirche steht, sondern ein lebendiges Gemeindeleben: gelebte Kirche, gelebter Glaube, nicht nur Institution. Im Bereich Verwaltungsaufgaben und Mitarbeiterführung wünsche ich mir Entlastung, sodass ich mir wirklich Zeit für die Menschen nehmen kann. Ich möchte den Menschen in den Mittelpunkt stellen können.

Natürlich hat man auch Zweifel. Manchmal frage ich mich, ob es nicht etwas verrückt ist, in der katholischen Kirche arbeiten zu wollen; und dann auch noch als Priester. Glaube und Gebet sind Quellen, die bei diesen Zweifeln Kraft geben.
Man entscheidet sich ja auch nicht für einen Job, sondern eine Lebensform, aus der Überzeugung, dass es nicht nur eine eigene Idee ist, sondern man berufen wird.

Priester zu werden war eine Entscheidung, die im Gebet gefallen ist. Ich habe nicht abgewogen: Was darf der Priester, was der Pastoralreferent nicht darf? Stattdessen habe ich mich gefragt: Welcher Weg fühlt sich für mich richtig an? Und diesen Weg gehe ich jetzt.

TEXT: JOHANNA HIRSCHBERGER (23)