P. Philipp Jeningen (1642 – 1704)
„Es geht um einen ständigen Wandel in Gottes Gegenwart.”
Suche nach Sinn, Glaubenskrise und Priestermangel – bei diesen Stichworten denkt wohl jeder sofort an die Herausforderungen des christlichen Glaubens in der heutigen Zeit. Doch schon im 17. Jahrhundert lebte und wirkte Pater Philipp Jeningen (1642 – 1704) in einer ganz ähnlichen pastoralen Situation, geboren in den letzten Jahren des Dreißigjährigen Kriegs und betroffen von dessen tief greifenden Folgen. Er ließ sich davon nicht einschüchtern und wirkte als eifriger Missionar.
Schon als Jugendlicher hatte Philipp Jeningen ein geistliches Ziel: Er wollte in die Gesellschaft Jesu aufgenommen werden, doch seine Eltern erlaubten es nicht. Philipp Jeningen aber blieb dabei und erfüllte sich den langersehnten Herzenswunsch schließlich nach seinem Studium der Theologie und Philosophie in Ingolstadt. Das Ablegen der Ordensgelübde war für ihn „das Fest seines größten Glücks“. Diese Ausdauer und Hingabe für ein Leben aus dem Glauben heraus bewahrte er sich ein Leben lang.
Von Bayern nach Ellwangen versetzt, wirkte er einige Jahre als Wallfahrtsseelsorger auf dem Schönenberg in der kleinen Marienkapelle mit so viel Begeisterung und Hingabe, dass die Menschen dort in Massen zusammenkamen. Er machte den Schönenberg zu einem Ort des gelebten Glaubens und der Geborgenheit. Als die Marienkapelle zu klein wurde, setzte sich Philipp Jeningen für den Bau einer Wallfahrtskirche ein, an deren Gestaltung er nach Kräften mitwirkte.
Aber nicht nur in dieser Hinsicht gestaltete er die Kirche mit, sondern auch in seinem Unterwegssein zu den Menschen. Als Missionar soll Pater Philipp in mehr als tausend Orten in weiter Umgebung von Ellwangen zu Besuch gewesen sein, wo er predigte, Sakramente spendete und auch die Kranken besuchte. Wo immer er war, begegnete er den Menschen mit großer Freundlichkeit und aufrichtiger Zuneigung, weshalb man ihn bald auch den „guten Pater Philipp“ nannte. Schon zu Lebzeiten wurde er von den Menschen verehrt. Sie waren von seiner asketischen Lebensweise tief beeindruckt und so heißt es in einem zeitgenössischen Porträt:
„Seine hagere Gestalt, von Arbeit und Fasten abgemagert, und sein vergeistigter Ausdruck des blassen Antlitzes hatten etwas Ehrfurchtgebietendes, das aber durch den liebevollen Blick, der aus seinen Augen strahlte, und das stets freundliche Wort, das er für jeden auf der Zunge hatte, stark gemildert war und bei Jung und Alt Vertrauen weckte.“
Mit seinem Tun wollte er „allen alles werden“ (1 Kor 9,22). Mit diesem Anspruch begegnete er den Menschen in ihrer je eigenen Lebenssituation und war dabei nur mit einer einzigen Botschaft unterwegs – mit dem Evangelium Jesu Christi. Diese Botschaft lebte er selbst aus tiefem Herzen. Er wollte das Licht des Glaubens, das durch die Asche des Kriegs und die Traurigkeit der Nachkriegszeit in den Herzen der Menschen an Glanz verloren hatte, wieder neu zum Leuchten bringen.
Sein unermüdlicher Einsatz gründete nicht in ihm selbst, sondern in seiner Liebe zu Gott, die er in täglichem und innigem Gebet erfuhr. Das Gebet und die Nähe zu Gott waren seine Lebenskraft. So verbrachte er jedes Jahr dreimal zehn Tage in Exerzitien, Stille und im Gebet. Sein Tun war daher kein bloßer Aktionismus, sondern Tat, die aus dem Gebet und der Liebe zu Gott erwuchs.
In dieser Haltung lebend und wirkend begegnete Philipp Jeningen der Suche nach Sinn, den Glaubenskrisen der Zeit sowie dem großen Mangel an Priestern und wurde so zu einem authentischen Glaubenszeugen, der zukunftsweisende Akzente setzte für ein Christsein im Dienst Gottes, das im Gebet und in der Liebe zu den Menschen wurzelt.