Silke Jourdan (47) studierte Katholische Theologie in Tübingen und Paris und arbeitet als Pastoralreferentin in den Stuttgarter Stadtbezirken Bad Cannstatt und Münster. Im Interview spricht sie über ihre vielfältigen pastoralen Aufgaben in der Gesamtkirchengemeinde und wie sie dabei Kommunionvorbereitung und Beerdigungsdienst miteinander vereinbaren kann.

Frau Jourdan, Sie arbeiten als Pastoralreferentin in Stuttgart. Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Ich bin schon immer in meiner Heimatgemeinde beheimatet gewesen. Zuerst hatte ich mir überlegt, Erzieherin zu werden. Doch dann wollte ich auch studieren und hatte zunächst Sozialpädagogik im Kopf. Durch die Arbeit unseres Pastoralreferenten habe ich schließlich den Beruf für mich entdeckt.

Für welche pastoralen Aufgaben sind Sie in der Gemeinde zuständig?
Ein ganz großes Aufgabenfeld ist Kindergartenbeauftragte Pastoral. Hinzu kommt noch vieles im Bereich der Familienpastoral – unter anderem die Erstkommunionvorbereitung. Seit 2006 mache ich auch Beerdigungsdienst. Ganz neu ist die Vorbereitung und die Feier der Taufe.

Welche Angebote gibt es im Bereich der Familienpastoral und wie werden diese angenommen?
Wir feiern Gottesdienste, die besonders auf die Familien hin ausgerichtet sind – also Familien- oder Krabbelgottesdienste. Zudem arbeite ich eng mit unseren zwölf Kitas, darunter fünf Kinder- und Familienzentren, zusammen und somit haben wir vielfältige Angebote, bei denen Familien Gemeinschaft und Unterstützung erfahren und finden können. Die Angebote werden gut angenommen. Die Familien kommen gerne wieder – auch nach der Kindergartenzeit. Es entstehen Kontakte und Verbindungen, die auch im Alltag gepflegt werden. Zudem werden beispielsweise Familienkreise ins Leben gerufen.

Was ist Ihnen mit Blick auf die Erstkommunionvorbereitung besonders wichtig?
Mir ist wichtig, dass die Familien und Kinder Geschichten erleben, Lieder singen und Rituale erfahren, die sie auch in ihren Alltag mitnehmen können. Ich kann den Kindern den christlichen Glauben nahebringen, indem ich ihre Lebenserfahrungen ernst nehme und auf ihre Fragen eingehe. Ich lege großen Wert auf die Gestaltung der Erstkommunionfeier und freue mich besonders, dass jedes Jahr die Kinder, ihre Eltern und die ganze Festgemeinde diese als einen lebensnahen und besonderen Gottesdienst rückmelden.

Nun sind die Familien in den Stuttgarter Stadtbezirken sehr vielfältig. Wie kann man Ihrer Ansicht nach Menschen mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Prägungen am besten zusammenbringen?
Indem ich jedem Menschen herzlich begegne oder es zumindest versuche. Beim Start der Erstkommunionvorbereitung beginnen wir mit einem Spiel, bei dem alle mitmachen können. Wenn nach ein paar Minuten alle miteinander lachen, dann kann es gut weitergehen.

Gibt es sonst noch Momente, an die Sie besonders gerne zurückdenken?
An die ersten Taufen, die ich in den letzten Monaten feiern durfte. Natürlich gibt es auch noch viele weitere Momente. Es sind besonders jene, in denen ich mit meiner Arbeit und meiner Zeit Menschen anrühre und selbst berührt bin. Ich habe großes Glück, an der Stelle zu arbeiten, an der ich bin.

Auf der anderen Seite gibt es in Ihrem Alltag sicherlich auch Hürden oder Herausforderungen, denen Sie begegnen …
Es gibt immer viel zu tun. Die Frage ist, wo ich Prioritäten setze. Der Veränderungsprozess in unserer Kirche ist auch mit Trauer, Wut und Verletzungen verbunden. Hinsichtlich der knapp bemessenen Zeit für die pastorale Arbeit bin ich ein Stück weit auch selbst dafür verantwortlich, dass ich mir diese nehme, Gelegenheiten nutze und meine Arbeit so gestalte.

Wie Sie bereits erwähnt haben, gehört zu Ihren Aufgaben sowohl die religiöse Begleitung von Kindern als auch der Beerdigungsdienst. Wie bekommen Sie diese beiden Tätigkeitsfelder zusammen?

Das gehört für mich zusammen. Wir vertrauen darauf, dass Gott Anfang und Ende, Ursprung und Ziel unseres Lebens ist. Auch in der Begleitung von Familien ist nicht alles Glück und Freude – da gibt es auch
Trauer und Sorge. Der Beerdigungsdienst ist für mich eine weitere wichtige und wertvolle Aufgabe, mit der ich Menschen hilfreich zur Seite stehen kann.

Welche Frage würden Sie Jesus gerne stellen, wenn Sie ihn treffen könnten?

Jesus würde ich fragen: „Musst du nicht auch manchmal den Kopf darüber schütteln, worüber wir uns als Kirche den Kopf zerbrechen?“

Zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Katholischen Kirche?
Mut, Zuversicht, Liebe zu den Menschen und Freude.

 

TEXT: JAKOB RAGER (26)