Theresa Heinz studierte Theologie in Heidelberg und Tübingen. Seit 2020 arbeitet sie an der Universität Tübingen als Studienfachberaterin und Austauschkoordinatorin. Wir haben mit ihr über ihren Alltag und ihr Arbeitsfeld gesprochen.

Wie sind Sie zu Ihrem Beruf an der Uni gekommen und was haben Sie davor gemacht?
Ich fange einfach mal an mit dem, was ich davor gemacht habe, nämlich auch Theologie studiert. Im sogenannten Vollstudium, wie es viele unserer Studierenden machen. Theologie habe ich erst in Trier und dann in Tübingen studiert, ich war also auch Studentin hier an unserer Fakultät. Nach meinem Studium habe ich die Ausbildung zur Pastoralreferentin in meiner Heimatdiözese Trier absolviert und dort dann als Pastoralreferentin gearbeitet. Im Januar 2020 bin ich dann nach Tübingen an die Fakultät zurückgekommen – das ergab sich ganz klassisch durch eine Stellenausschreibung, auf die ich mich beworben habe. Denn einen Bezug zur Fakultät hatte ich ja schon seit dem Studium. Damals, als Studentin, habe ich mich an der Fakultät hier in Tübingen immer sehr wohl gefühlt; das ganze Studierendenleben, das ja auch bei mir von der netten, persönlichen Atmosphäre im Theologicum ebenso wie von KHG, Mentorat etc. geprägt war, das hat mir alles sehr gut gefallen. Ich habe die Art und Weise sehr geschätzt, wie in Tübingen Theologie gelehrt wird, sodass mir das Profil der Uni einfach zugesagt hat. Umso erfreulicher war es, dass es dann mit der Stelle an der Fakultät tatsächlich geklappt hat, wenn auch in anderer Rolle.

Gab es während Ihres Studiums auch eine Studienfachberatung und haben Sie diese in Anspruch genommen oder war Ihr Beruf etwas ganz Neues für Sie?
Ich habe es am Rande durchaus selbst schon mitbekommen, denn im Theologiestudium gibt es ein paar Gelegenheiten, bei denen man sich an die Studienfachberatung wenden muss. Dafür kann es viele Gründe geben. Das heißt, zu mir kommen heute nicht nur die „besonders schwierigen“ oder gar „hoffnungslosen Fälle“. Selbst wenn das Studium ganz normal und erfolgreich verläuft, gibt es immer Anlässe, dass die Studierenden hier im Studiendekanat vorbeischauen. Bei mir ging es zum Beispiel damals nach dem Uniwechsel von Trier um die Anrechnung der Studienleistungen ins hiesige System.

Helfen Ihnen die Erfahrungen, die Sie selber gemacht haben, heute in Ihrem Beruf?
Ja, auf jeden Fall! Es ist immer gut, wenn man das Studierendenleben selbst miterlebt hat und gerade auch hier an unserer Fakultät. So weiß ich einfach noch aus eigener Erfahrung, wie manche Verpflichtungen, die man als Studierende hat, sich auswirken bzw. was dahintersteckt, wenn man sozusagen auf der anderen Seite steht. Nicht zuletzt ist es bei vielen meiner Aufgaben wichtig, dass ich mich fachlich, also inhaltlich-theologisch mit dem Studium auskenne. Zudem würde ich sagen, dass mir die Ausbildung zur Pastoralreferentin geholfen hat. Nicht unbedingt unmittelbar, schließlich muss ich hier keine klassische Seelsorge betreiben. Die grundsätzlichen Fähigkeiten und Kompetenzen jedoch, die man in der Berufseinführung erworben hat und die ja auch in ganz vielen Bereichen sinnvoll sein können, die habe ich mitgenommen.

Wie sieht Ihr Alltag aus?
Mein Alltag ist sehr vielfältig. Ein Teil meiner Stelle ist die Studienberatung, das heißt, da habe ich zu allen möglichen Themen und auf verschiedenen Wegen Kontakt zu Studierenden und Studieninteressierten. Zudem bin ich Assistentin des Studiendekans. In dieser Funktion arbeite ich viel im Büro zu verschiedenen Themen und stehe in Kommunikation mit ihm, den Lehrenden, den Sekretariaten der Lehrstühle, mit meinen Kollegen aus den anderen Fachbereichen oder mit der zentralen Uni-Verwaltung. Als Assistentin des Studiendekans bin ich unter anderem verantwortlich für die Veranstaltungsplanung, also wann welche Vorlesungen und Seminare in den kommenden Semestern an unserer Fakultät stattfinden sollen und für welche Module sie von welchen Studiengängen belegt werden können. Das alles muss ja, zusammen mit den Lehrstühlen, koordiniert werden. Ich biete einmal die Woche eine Sprechstunde an, in der die Studierenden mit all ihren Fragen zu mir kommen können. Außerdem arbeite ich seit einem Semester als Dozentin und bin an der Fakultät zuständig für unser Predigtseminar. Dieses Seminar ist vor allem für die Studierenden des Magisters vorgesehen, aber natürlich können auch Studierende aus anderen Studiengängen in der entsprechenden Studienphase teilnehmen.

Wo sind Herausforderungen, mit denen Sie zu kämpfen haben?
Ich habe mit vielen verschiedenen Akteuren zu tun, die naturgemäß alle verschiedene Perspektiven und manchmal auch unterschiedliche Interessen haben. Das ist manchmal gar nicht so leicht, alle unter einen Hut zu bringen. Vor den größten Herausforderungen standen wir während der Corona-Pandemie, wie in vielen Bereichen wahrscheinlich auch. Wir mussten uns in sehr kurzer Zeit quasi neu erfinden. So erinnere ich mich zum Beispiel an den Ersti-Einführungstag im Herbst 2020 – den wir in Präsenz abhalten konnten – der aber natürlich unter ganz anderen Umständen stattfand als jetzt nach Corona und vor allem sehr genau geplant werden musste. Also bisher gab es noch nichts, was wir nicht irgendwie schaffen oder organisieren konnten.
Eine weitere Herausforderung in der Theologie insgesamt ist zweifellos, dass wir schon seit einigen Jahren leider immer weniger neue Studierende begrüßen können. Dieser „Nachwuchsmangel“ macht uns an der Fakultät wirklich große Sorgen. Ein Theologiestudium ist ja nicht nur in sich sehr vielfältig und deshalb so spannend, sondern es bietet zudem zahlreiche attraktive Berufsperspektiven, auch über das Lehramt oder den pastoralen Dienst hinaus. Über all das informiere ich sehr gerne ganz in Ruhe alle, die irgendwie mit dem Gedanken spielen, bei uns ein Studium zu beginnen.

Was macht Sie in Ihrem Beruf glücklich?
Mich macht es vor allem glücklich zu sehen, wenn die Studierenden ihr Studium erfolgreich meistern. Und ganz besonders freut es mich bei denjenigen, die nebenher mit persönlichen Belastungen zu kämpfen haben. Dann zu sehen, dass diese Kommilitonen trotzdem mit Freude und erfolgreich Theologie studieren, ist für mich sehr schön mitzuerleben und ein großer Antrieb.

Wie würden Sie „Berufung“ beschreiben?
Oh, das ist meines Erachtens eine schwierige Frage, denn der Begriff „Berufung“ weckt ja ganz unterschiedliche Assoziationen und Konnotationen und er ist meiner Meinung nach in vielerlei Hinsicht ziemlich vorbelastet, nachdem er lange Zeit nur auf bestimmte Berufe und Lebensformen beschränkt wurde. Mir scheint, es ist auf jeden Fall gut, Berufung in einem weiten Sinne zu verstehen. Ich würde ihn auf jeden Fall nicht nur auf bestimmte Berufe beschränken, sondern auf alle getauften Menschen anwenden. Wenn wir als Christen an der richtigen Stelle sind, wo Gott uns sozusagen aus guten Gründen hingeführt hat, wenn wir dort mit Gott als zuverlässigem Begleiter in unserem Element sind, dann kommt das zumindest meinem Verständnis von Berufung schon gut nahe.

TEXT: JULIA GAUL (22)