Sie kommen aus der badischen Stadt Freiburg – wie geht es Ihnen als Badnerin in Tübingen?
Als Badnerin befindet man sich immer im Exil im Schwabenland, das ist klar. Man muss schon um seine badische Identität fürchten, aber ich tue mein Bestes, sie zu erhalten.
Sie haben bei Gott eine Frage frei: welche wäre das?
Warum? Nicht mehr und nicht weniger.
Die aufregendste Bibelstelle?
Da gibt es einige. Ich muss aufpassen, dass ich jetzt nicht diejenige nenne, mit welcher ich mich vier Jahre lang abgekämpft habe: Das war die Tempelreinigungsperikope aus dem Johannes-Evangelium, sie war sozusagen der Auslöser für meine Dissertation. Vielleicht 1 Kor 15 in der Lutherübersetzung: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle wo ist dein Sieg?“ Vor allem in Verbindung mit dem Brahmsrequiem, das finde ich aufregend, weil das für mich tatsächlich die Essenz der Christusbotschaft und des Chris- tusereignisses ist.
Womit haben Sie ihr erstes Geld verdient?
In einem Daimler-Benz-Werk in meiner Heimatstadt. Im Schwäbischen würde man sagen: beim Daim- ler. Im Badischen sagt man natürlich: beim Benz. Es war also ein Ferienjob beim Benz.
Wer ist ihre Lieblingsheilige?
Jeanne d’Arc. Ich bin auf Jeanne d’Arc getauft, nicht auf den Täufer oder den Evangelisten. Das ist eine Spezialtradition im Badischen, die natürlich aus dem Elsass kommt, wo man Jeanne d’Arc oft als Heilige nimmt. Meine Großmutter ist zum Teil im Elsass aufgewachsen, sie hat französische Wurzeln und meine Großtante war dort im Kloster, da kommt das her.
Auf welche Eigenschaft sind Sie besonders stolz? Und welche bringt Sie zur Weissglut?
Auf mein gutes Gedächtnis, das mir ermöglicht, dass ich mir verschiedene Zusammenhänge und Kon- texte gut merken kann, bin ich stolz. Zur Weißglut treibt mich oft meine eigene Ungeduld. Ich sollte manchmal mehr nachdenken und dann erst reagieren. Ich bin zu impulsiv. Schon meine Mutter hat mich immer gemahnt: „Denk erst und rede dann.“ Das gelingt mir in manchen Dingen einfach nicht, dann ärgere ich mich hinterher, aber dann ist es schon passiert.
Wenn Sie nicht Theologin geworden wären, wären Sie heute…?
Beim Finanzamt. Das war immer der große Wunsch meines Vaters. Ich kann bis heute gut mit Zahlen umgehen. Mathematik war in der Schule mein liebstes Nebenfach, da hatte ich immer 15 Punkte. Als Leistungskurs habe ich es aber nicht gewählt, dafür war es mir zu einfach. Ich muss mich mit Dingen beschäftigen, die mich herausfordern.
Text: Daniel Köstlinger (27)