Maximilian Magiera hat über Umwege zu seinem Traumstudium Religionspädagogik gefunden. Im Text erzählt er, warum er diesen für viele unbekannten Weg gegangen ist und was er jetzt damit vorhat.

von Maximilian Magiera

22, männlich, Religionspädagoge – so würde wohl meine Biografie aussehen, müsste ich mich in drei Wörtern vorstellen. Spätestens jetzt werde ich in den meisten Gesprächen zum Top-Thema. Religionspädagoge? Wieso denn das?

Ich bin in einer religiösen Familie aufgewachsen. Dazu kommt eine Laufbahn bei den Ministranten, Engagement für den Pfadfinderstamm und das Orgelspielen in Gottesdiensten. Diese Aufgaben erledigte ich so selbstverständlich, dass ich kaum etwas hinterfragte. An einen Beruf in der Kirche hatte ich nie gedacht. Dann kam das Jahr 2016. Ziemlich am Ende meiner Ausbildung zum technischen Produktdesigner nehme ich am „Ausbildungskurs Geistliche Leitung“ teil. Der Kurs richtet sich vor allem an junge Menschen, die in ihrem Verband, ihrer Jugendorganisation oder in ihrem Dekanat ein ehrenamtliches geistliches Leitungsamt anstreben und dort Spiritualität gestalten wollen. Das war bei mir bei den Pfadfindern der Fall. Der Kurs bietet mir endlich die Möglichkeit, mich mit anderen interessierten jungen Menschen über Fragen zu Glaube und Kirche auszutauschen und meinen eigenen, persönlichen Glauben zu vertiefen. Während des Kurses merke ich schnell: Ich möchte noch weitergehen, noch tiefer suchen. Theologie zu studieren schließe ich schnell aus. Ich erfülle nicht die Voraussetzungen und will praxisorientierter lernen. Ich erfahre vom Studium „Religionspädagogik“ in Freiburg. Auf dieses Abenteuer lasse ich mich ein und stehe im Oktober mit Umzugskisten und großer Neugier vor der Schiebetür der Fachakademie für Pastoral und Religionspädagogik. Bereits hier weiß ich: Wenn alles klappt, gehöre ich im Jahr 2019 zu den Letzten, die diese Schiebetür als Religionspädagoginnen und Religionspädagogen wieder verlassen. Der Studiengang wird danach reformiert.

Eine aufregende Zeit beginnt. Vorlesungen in Fächern wie Pastoraltheologie und Religionssoziologie, Praktika in Schulen, Kirchengemeinden und sozialen Einrichtungen, Ausbildungstage in Eigen-, Leib- und Gruppendynamik. Dazu kommen Fasnachtsveranstaltungen, Semestereröffnungen und Sommerfeste. Die Aufzählung könnte ich noch lange weiterführen.

Im Studium lerne ich wirklich einiges. Nicht nur für meine berufliche Laufbahn, sondern auch über und für mich selbst. Ich erinnere mich gut an eine Vorhersage unserer Studienleiterin. Sie war sich sicher, dass wir am Ende unseres Studiums mindestens 50 Kompetenzen finden, die wir uns in dieser Zeit angeeignet haben. Ich war so skeptisch, dass ich es als Herausforderung annahm. Es wurden wirklich 50, sogar noch mehr.

„Ich möchte einen Ort schaffen, an dem die großen Fragen des Lebens gestellt werden“

Bleibt die Frage, was ich nun mit meinem Studium anfange. Ganz einfach: Es qualifiziert mich, als Gemeindereferent zu arbeiten. Ein Beruf, der so vielseitig ist wie kaum ein anderer. Er ermöglicht mir, Kirche mitzugestalten und Menschen in ihren verschiedenen Lebensbereichen zu begleiten. Ich möchte als Gemeindereferent einen Ort schaffen, an dem die großen Fragen unseres Lebens gestellt werden dürfen, und ich will bei der Suche nach den Antworten darauf helfen.

Rückblickend fragen mich immer wieder Menschen, ob ich mit meiner Entscheidung zufrieden bin. Ich kann frohen Herzens antworten: ganz klar: ja! Die Zeit in Freiburg hat mich geprägt. Sie gehört wohl zu den besten Erfahrungen, die ich bisher in meinem jungen Leben gemacht habe. Und vor allem habe ich eines geschafft: Ich habe tiefer gesucht und bin meiner inneren Sehnsucht nach Glaube, Liebe und Hoffnung gefolgt. Ich stehe hinter meinem Entschluss, auch wenn ich mich oft erklären muss.

Mein local Hero während meiner Studienzeit war übrigens Margarete Ruckmich. Sie hat sich beinahe 60 Jahre dafür engagiert, ein eigenes Berufsbild für „Seelsorgehelferinnen“, heute Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten, zu prägen. Dafür bin ich sehr dankbar und hoffe, dass ihr Name in Erinnerung bleibt.

Text: Maximilian Magiera (22)

INFO

Zum Wintersemester 2018/2019 wurde an der Katho- lischen Hochschule Freiburg der neue Bachelorstu- diengang „Angewandte Theologie und Religions- pädagogik“ eingerichtet. Er führt den Studiengang Religionspädagogik weiter. Gleichzeitig bleibt die Möglichkeit eines kirchlichen Abschlusses bestehen. Weitere Informationen zu Beruf und Studium:

• www.mentorat-rottenburg.de oder

• www.berufe-der-kirche-drs.de