Tobias Döpker

Tobias Döpker, Jahrgang 1975, ist seit Anfang 2018 Chef vom Dienst und Stellvertretender Mediendirektor der Stabsstelle Mediale Kommunikation (SMK) der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Herr Döpker, warum machen Sie Medien?
Es ist meine große Leidenschaft. Ich habe meinen ersten Text für die Lokalzeitung „Münstersche Zeitung“ mit 16 Jahren geschrieben. Die freie Mitarbeiterschaft hat mir so viel Spaß bereitet, dass ich nach dem Studium dann ein Volontariat beim „Mannheimer Morgen“ gemacht habe. Während dieser Zeit kam das Thema Onlinemedien verstärkt auf. Ich war dort dann auch viele Jahre im Ressort „Chef vom Dienst“ für die digitalen Themen zuständig. Später bin ich als Digitalchef zur Südwestpresse nach Ulm gegangen. Und jetzt bin ich bei der Kirche und mache auch Medien. Es ist aber anders, denn es ist natürlich kein klassischer Journalismus mehr – sondern Öffentlichkeitsarbeit, aber mit journalistischem Handwerkszeug. In der SMK versuchen wir, die vielen positiven, bunten Themen, die die Diözese bietet, unters Volk zu bringen.

Macht Ihr Christsein etwas mit der Art, wie Sie Medien machen?
Ehrlich gesagt, nein. Ich bin ein gläubiger Mensch, habe aber natürlich auch immer wieder Punkte, wo ich mit der Institution Kirche durchaus mein Sträußlein ausfechte. Als Medienmacher gibt es das Handwerkszeug, das man gelernt hat. Das andere ist die kritische Distanz des Journalisten. Mir diese zu bewahren versuche ich bei der Kirche natürlich auch. Wir sind als Medienmacher für die Kirche nicht immer in einer einfachen Situation. Es gibt Punkte, wie die Themen Missbrauch oder der Umgang mit Frauen in der Kirche, da habe ich als Privatmensch eine Meinung, die nicht unbedingt deckungsgleich mit der Position der Deutschen Bischofskonferenz ist. Das muss ich für mich trennen, meine private Meinung tut im Job nichts zur Sache.

Herr Döpker, denken Sie, dass Jesus einen Instagram-Account gehabt hätte?
Ja, davon bin ich fest überzeugt. Die Evangelisten haben zum Beispiel immer die führenden Medien ihrer Zeit genutzt. Über Briefe zu kommunizieren und auch zu informieren, war revolutionär für diese Zeit. Paulus hat sich dieses Modells genau bedient. Jesus hat auch die gängigsten Kommunikationsmethoden seiner Zeit genutzt, um seine Botschaft unters Volk zu bringen. Jesus wäre sicher auf Social Media sehr präsent gewesen. Er wäre bestimmt auch ein großer Podcaster geworden. Ich finde es schade, dass Kirche hier manchmal etwas verhalten ist. Das Thema hat aber durch Corona schon Fahrt aufgenommen, wir haben zwangsweise einen Digitalisierungsschub bekommen. Da ist in vielen Gemeinden sehr viel passiert und viele tolle Sachen sind entstanden. Wenn diese Pandemie irgendetwas Gutes gehabt hat, dann, dass Kirche, was Kommunikation angeht, vielerorts relativ schnell ins 21. Jahrhundert katapultiert worden ist.

„Die Evangelisten haben immer die führenden Medien ihrer Zeit genutzt. Über Briefe zu kommunizieren und auch zu informieren, war revolutionär für diese Zeit. Paulus hat sich dieses Modells genau bedient. Jesus hat auch die gängigsten Kommunikationsmethoden seiner Zeit genutzt, um seine Botschaft unters Volk zu bringen.“

TEXT: MAXIMILIAN MAGIERA (24)

 

Caroline Haro-Gnändinger

Caroline Haro-Gnändinger (32) ist Redakteurin bei K!P. Das bedeutet Katholische Kirche im Privatfunk. Das Team von K!P macht Radio- und Videobeiträge für die Diözese. Caroline Haro-Gnändinger moderiert zum Beispiel die Talksendung „alpha und omega“ oder spricht Beiträge für die Kirchensendungen von Radiosendern wie Radio 7 und Antenne 1 ein.

Frau Haro-Gnändinger, haben Sie bei Ihrer vielfältigen Arbeit denn eine Lieblingsaufgabe?
Wir behandeln manchmal umstrittene Themen und versuchen dann, das Pro und Kontra darzulegen. Neulich ging es um das Thema „Gott mit Gender-sternchen“: Warum finden die einen das gut und die anderen total zum Aufregen? Das finde ich interessant darzustellen. Ansonsten interessieren mich die persönlichen Geschichten besonders. Ich habe zum Beispiel zum Weltflüchtlingstag eine 91-jährige Frau interviewt, die vertrieben wurde und in Stuttgart von einer Gemeinde für Vertriebene aufgenommen wurde, die sich damals gegründet hat. Mich fasziniert es, wie die Leute so einen Schicksalsschlag meistern und jetzt immer noch so viel Lebensmut und -freude haben. Das ist sehr inspirierend.

Sie erzählen mit so viel Begeisterung – würden Sie sagen, das ist Ihre Berufung?
Ja, es ist für mich persönlich sinnvoll, weil ich viel über Glaubensfragen nachdenken kann. Manchmal bekommen wir auch Rückmeldungen von den Hörern. Man sieht, dass die Leute hinhören und sich damit beschäftigen. Da merke ich: Es ist ein kleiner Anstoß für die, die das lesen oder hören.

Beschäftigt Sie ein Thema in letzter Zeit besonders?
Ja, und zwar das Thema Medienkonsum. Ich höre immer wieder, dass Leute sich nur die Überschriften von Artikeln anschauen. Das finde ich schade und auch gefährlich. Da frage ich mich, wie man den Menschen Lust machen kann, sich auch lange Artikel durchzulesen, mit Argumenten dafür oder dagegen; oder Fernsehsendungen anzuschauen, die verschiedene Meinungen abbilden. Das ist doch bereichernd, und es hilft, Menschen mit anderer Meinung als die eigene besser zu verstehen. Aber es ist gar nicht so einfach, die Medien so zu gestalten, dass andere Leute Spaß daran haben, sie zu konsumieren.

„Man sieht, dass die Leute hinhören und sich damit beschäftigen.“

TEXT: ELISABETH BÖCKLER (24)

 

Eva Wiedemann

Eva Wiedemann (43) hat ihre journalistische Ausbildung am ifp, der katholischen Journalistenschule, absolviert. Seit 2020 arbeitet sie als Pressesprecherin der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Frau Wiedemann, was reizt Sie denn am Beruf der Pressesprecherin?
Bei der Öffentlichkeitsarbeit ist es besonders spannend für mich, Themen über eine lange Zeit zu begleiten, sie vorzubereiten und sich zu überlegen, wie man sie kommuniziert: Was sind unsere Botschaften, was für einen Service muss ich bieten, wie muss ich mit schwierigen Themen umgehen?

… und wie geht man mit schwierigen Themen um?
Bei der Krisenkommunikation gibt es ein paar zentrale Punkte, an die man sich halten muss: transparent zu sein, ist einer davon. Nicht zu der Krise zu stehen und nicht zu sagen, was für ein Problem vorliegt, macht dieses am Ende des Tages nur größer. Das hat auch die kirchliche Kommunikation in der Vergangenheit lernen müssen. Eine gute Fehlerkultur, also Fehler zuzugeben und aus ihnen zu lernen, auch im Bereich der Kommunikation, ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Ebenso gehören eine gute Vorbereitung, Erreichbarkeit und klare Botschaften zur Krisenkommunikation.

In Zeiten von Fake News und Skandalisierung: Wie nehmen Sie Ihre Verantwortung im Feld des Medienmachens wahr?
Ich glaube, dass die Kirche da eine sehr große Verantwortung hat, weil sie natürlich auch eine moralische Instanz ist. Und wir als die Kommunikatoren der Kirche tragen diese Verantwortung dann z. B. in Form von Artikeln, Posts in Social Media und beispielsweise auch die Antworten auf Medienanfragen nach außen. Natürlich ist es so, dass wir in der Öffentlichkeitsarbeit Botschaften haben, die wir ganz klar senden möchten – denken Sie zum Beispiel daran, in welchen karitativen Feldern die Kirche überall tätig ist. Aber ich kann keine Inhalte verkaufen, die nicht da sind. Was wir senden wollen, muss Hand und Fuß haben, das wird heute sonst sofort aufgedeckt. Es ist also sehr wichtig, sauber zu kommunizieren, damit klar ist, dass man ein authentischer Absender ist, der mit Kompetenz seine Inhalte vermittelt. Genau das rate ich auch jungen Menschen, die sich für das Feld der Medien interessieren: Es ist essenziell, dass man sein Handwerkszeug lernt. Eine gute Ausbildung, wie sie eben für mich über das ifp möglich war, ist mehr als die halbe Miete fürs komplette Berufsleben.

„Es ist wichtig, auch Fehler zuzugeben und dann aus ihnen zu lernen, auch im Bereich der Kommunikation.“

TEXT: TEXT ELISABETH BÖCKLER (24)

 

Peter Kottlorz

Peter Kottlorz (64) ist Leiter der Katholischen Rundfunkarbeit seit Gründung des Südwestrundfunks 1998. Seit annähernd 30 Jahren macht er Radio- und Fernsehsendungen im SWR, Deutschlandradio und in der ARD.

Herr Kottlorz, warum machen Sie Ihren Beruf gerne?
Weil er sehr vielseitig ist. Ich habe mit Menschen, Sprache und den unterschiedlichsten Medien zu tun. Das verlangt eine Flexibilität, dadurch bleibe ich lebendig und ich hoffe auch ein bisschen jung. Wenn ich ein Stichwort benenne, das meine Zeit hier beschreibt, ist das Entwicklung. Wir bleiben nie stehen, da immer etwas Neues kommt.

Vor welchen Herausforderungen stehen Sie mit den Beiträgen der Kirchen, die ja im „normalen“ Radioprogramm untergebracht sind?
Es gibt eine formale Herausforderung. Wir müssen die Gratwanderung zwischen Biederkeit und Anbiederung schaffen. Dass wir weder sprachlich und von unserer Haltung her vorgestrig daherkommen, noch dass wir dem Zeitgeist um den Hals fallen und Modewörter benutzen. Die Beiträge brauchen eine eigene Farbe, die nicht pastoral ist, sondern die mit den Menschen auf Augen- und Ohrenhöhe spricht. Aber auch inhaltlich haben wir eine klare Peilung. Wir haben vor einiger Zeit unsere Hörerinnen und Hörer in einer Studie befragt, was sie von unseren kirchlichen Programmen in Radio und Fernsehen erwarten. Das Ergebnis sind drei große Schlüsselwörter, die für mich heute noch wichtig sind: Trost, Hoffnung und Lebensorientierung. Wenn ich das theologisch fasse, dann sage ich immer, dass wir mit unseren Sendungen anstecken und anecken sollen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Medienwelt stark und rasant verändert. Wie verändert sich die Katholische Rundfunkarbeit am SWR?
Derzeit besonders durch unsere jungen Kolleginnen und Kollegen. Ich selbst möchte am Ende meines Berufslebens nicht mehr jeden Trend mitmachen. Mit Facebook etwa tue ich mich sehr schwer, aber ich wurde von meinen jungen Leuten davon überzeugt, dass es zur Professionalität gehört, auch dort präsent zu sein. Gerade, was die Digitalisierung angeht, müssen wir richtig reingehen. Ich hoffe, dass hier entsprechende Stellen ausgebaut werden.

Worauf kommt es an, wenn man Menschen mit Sprache erreichen möchte? Haben Sie Tipps aus Ihrem Berufsalltag?
Ich muss wissen, wovon ich rede: sachlich und theologisch. Das heißt nicht akademisch! Ich darf keine falschen Sachen erzählen. Wir müssen das eigene Leben spüren, um in die Welt blicken und schauen zu können, welche Antworten darauf der persönliche Glaube hat. Es gehört auch eine Portion Lust am gesprochenen Wort dazu, es muss Freude machen, die religiösen Saiten bei den Menschen zum Klingen zu bringen.

„Wir müssen das eigene Leben spüren, um in die Welt blicken und schauen zu können, welche Antworten darauf der persönliche Glaube hat. Es gehört auch eine Portion Lust am gesprochenen Wort dazu, es muss Freude machen, die religiösen Saiten bei den Menschen zum Klingen zu bringen.”

TEXT: MAXIMILIAN MAGIERA (24)