Nicht nur aus allen Diözesen Deutschlands, sondern auch aus Mexiko, den USA oder Südkorea – von überall her kommen jedes Jahr junge Menschen an die Hochschule für Kirchenmusik nach Rottenburg, um dort die Ausbildung zum nebenberuflichen Kirchen- musiker zu absolvieren. Der „C-Kurs intern“ bietet die deutschlandweit einzigartige Möglichkeit, sich statt in Wochenendkursen kompakt in einem Jahr direkt an der Hochschule ausbilden zu lassen. Warum interessieren sich die jungen Musiker gerade für Krichenmusik? Wir haben nachgefragt.

„Kirche und Musik gehören unbedingt zusammen“
Tim Huber (19) aus Ottenhöfen

 

Warum hast du dich dafür entschieden, den C-Kurs zu absolvieren?
Hauptsächlich darum, weil Kirche und Musik unbedingt zusammengehören. Ich finde, Musik ist neben der eigentlichen Liturgie der größte und wichtigste Bestandteil. Außerdem ist die Vielseitigkeit von Musik natürlich etwas Wunderbares. Das spielt für mich eine wichtige Rolle.

Warum in Rottenburg?

Ich bin eigentlich Freiburger, aber dort wird die Ausbildung zum Kirchenmusiker wie überall sonst in Deutschland nur berufsbegleitend angeboten. Das wäre mir neben meinem Beruf zu stressig gewesen, zumal ich an den Wochenenden durch meine musikalischen Aktivitäten jetzt schon voll eingebunden bin. Seit sechs Jahren spiele ich regelmäßig in Gottesdiensten. Ich möchte später zwar nicht hauptberuflich als Kirchenmusiker arbeiten, wollte mich aber trotzdem darin weiterbilden. Dann hab ich von Rottenburg erfahren, mich informiert und bin zu dem Schluss gekommen, dass das eine gute Möglichkeit für mich, ist ein Jahr Auszeit zu nehmen, um mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Dass Rottenburg so nah an meiner Heimat liegt, war zusätzlich ein Pluspunkt.

Was gefällt dir an der Ausbildung am besten?

Dass die Ausbildung so breit gefächert ist. Wir haben hier 13 Fächer, es ist alles sehr kompakt, aber sehr intensiv. Mit Gregorianik hatte ich zum Beispiel vorher noch nicht so viel am Hut – es ist sehr interessant, sie und auch Stimmbildung kennenzulernen. Für mich sind es gerade die vielen Bestandteile, die die Kirchenmusik ausmachen. „Kirchenmusik“ meint ja nicht nur den Organisten, sondern auch Chöre, Bands, Kantoren und so weiter. Kirchenmusik ist eben nicht nur das eine, sondern das ist alles zusammen.

 

„Ich liebe Musik und ich liebe die Kirche“
Samuel Brandt (22) aus Portland (USA)

Warum Kirchenmusik?

Ich liebe Musik und ich liebe die Kirche. Ich habe erst vor kurzer Zeit begonnen, Orgel zu spielen, und habe mich sofort verliebt: Ich konnte nicht mehr aufhören zu üben, weil es so wunderschön und interessant war. Ich hatte keinen festen Plan für das nächste Jahr, und als ich ein paar Studenten von der Hochschule für Kirchenmusik getroffen habe, erzählten sie mir begeistert vom C-Kurs und ich dachte mir: Warum nicht? Darum bin ich jetzt hier. Und hier entdecke ich jeden Tag etwas Neues. Ich interessiere mich zum Beispiel für Gregorianik, denn die gibt es kaum in Amerika. Ich bin ursprünglich nicht katholisch, also kannte ich sie bisher nicht. Hier entdecke ich sie nun jeden Tag ein wenig mehr.

Warum ist Musik wichtig für die Kirche und warum für deinen Glauben?
Ich glaube, dass man sich die Kirche nur ohne Musik vorstellen muss, um das zu verstehen. Musik aktiviert die Seele und den Kopf. Sie ist ein Mysterium,
aber auch etwas, das wir verstehen können. Außerdem finde ich, dass Musik eine Möglichkeit ist, die Entwicklungen und Entscheidungen, die wir im Leben durchlaufen, durch ein anderes Fenster zu beobachten.

Siehst du einen Unterschied zwischen kirchlicher und weltlicher Musik?
Natürlich! Der Unterschied liegt für mich in der Mentalität. Man kann „Stille Nacht“ fast überall singen, aber es meint etwas anderes, wenn man es in der Kirche singt. Und man kann Justin Bieber oder andere Popmusiker in der Kirche spielen, aber es meint nichts anderes – dann ist die Kirche nur eine Bühne. Weltliche Musik ist weder heilig noch mysteriös. Ich glaube, dass die Kirchenmusik daher immer noch einen besonderen Platz in den Köpfen der Leute hat.

 

„Musik verbindet uns innerlich“
Anna-Maria Brym (19) aus Nagold

Wie kamst du zum C-Kurs intern?

Ich war von Anfang an in die Kirchenmusik eingebunden und bin da hineingewachsen. Meine Klavierlehrerin ist Kirchenmusikerin und hat mir nach dem Klavierspielen auch das Orgelspielen beigebracht. Außerdem war ich bei den Ministranten und im Kirchenchor aktiv. Nach dem Abitur stellte ich mir dann die Frage, was mir wichtig ist, und die Antwort war: Musik. Deshalb studiere ich jetzt im C-Kurs intern.

Was macht dieses Jahr für dich wertvoll?

Hier lernen wir die Dinge, die mir im Religionsunterricht immer gefehlt haben. Es geht um Liturgie und die Verbindung von Musik und Glauben. Musik verbindet uns nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Gemeinsam im Gottesdienst Musik zu machen, schafft Gemeinschaft, dabei merkt man, wie feinfühlig und sensibel Musik ist.

 

„Musik stärkt die Menschen in ihrem Glauben“

Judith Kuhn (19) aus Grünkraut

Welche Funktion hat Kirchenmusik für dich?

Musik ist ein wichtiger Bestandteil meines Glaubens. Sie ist eine Möglichkeit, seinen Glauben auszudrücken, andere Menschen zu berühren und ihnen den Glauben zu vermitteln. Musik kann die Menschen in ihrem Glauben stärken, manchmal sogar besser als Worte das können. Jede Art von Musik ist etwas sehr Persönliches, aber im Gottesdienst zu spielen, ist noch mal anders. Man spielt für jemand anderen.

Was macht dieses Jahr für dich aus?

Vor allem die Vielfalt, man lernt hier so viele unterschiedliche Dinge, da kann man auch ganz viel für sich selbst mitnehmen. Von alter traditioneller Musik bis zu neuer Musik ist alles dabei. Dabei ist mir wichtig, dass Traditionen gepflegt werden, ohne das Neue zu vernachlässigen.

 

     

Text: Hannah Gans (25) und Elisabeth Böckler (20)