2016 haben wir in unserer November-Ausgabe über Bertram und Bernadette Löffler berichtet, die sich damals als Ehepaar auf die Diakonenweihe vorbereiteten. Heute ist Bertram Löffler hauptberuflich als Diakon in der Seelsorgeeinheit Oberes Nagoldtaltätig. Wie geht es den beiden heute – vier Jahre später?

„Mein Mann wird Diakon“ war der Titel 2016. Wie geht es Ihnen, Frau Löffler, nachdem Sie seit 2017sagen können: „Mein Mann ist Diakon“?

FRAU LÖFFLER: Es ist eine spannende Zeit gewesen und uns geht’s wirklich gut. Unterm Strich war die Entscheidung richtig und es war ein guter Weg die letzten Jahre, es ist gut weitergegangen und der Weg ist ja nun auch nicht einfach zu Ende – er geht weiterund wir verändern uns weiter. Insgesamt nehme ich sehr stark wahr, dass mein Mann mit viel Freude und Einsatz seine Arbeit macht, und daher ist es immer noch stimmig, auch für mich. Und für mich ist es auch schön zu sehen, dass er ein gutes Beispiel dafür ist, dass man mit einem Beruf (in seinem Fall Krankenpfleger und Rettungsassistent) anfangen kann und dann mit 50 komplett woanders steht, aber totalzufrieden ist.

Wenn Sie auf Ihren Weg hin zur Diakonenweihe und den Ausbildungsweg zurückblicken, welches Erlebnis ist Ihnen da am stärksten in Erinnerung?

HERR LÖFFLER: Natürlich die Weihe, das lebt schon noch nach. Außerdem habe ich auf meinem Weg ganz viele gute, neue Bekanntschaften und Freundschaften geschlossen – unter den Diakonen sagen wir, man hat Mitbrüder gefunden – das sind ganz wichtige Begegnungen, wo man bis jetzt auch im Austausch bleibt. Insgesamt in diese Gemeinschaft hineingekommen zu sein, das war schon etwas ganz Besonderes.

FRAU LÖFFLER: Ich finde im Rückblick auch, dass dieser Tag der Weihe sehr wichtig war. Es war ein beeindruckender, prägender Tag, ganz viele Leute, viel Zuspruch, sehr viel Wertschätzung – auch hier in unserer Heimatgemeinde. Das hatte ich vorher völlig unterschätzt, wie wichtig auch dieser Akt, dieser Tag, ist. Die Weihe als „Vollendung“ dieses Ausbildungsweges war ein ganz wichtiges Ziel.

Wie sieht Ihr Alltag – falls es so etwas gibt – heute aus?

HERR LÖFFLER: Die große Veränderung war der Umstieg in die Hauptberuflichkeit. Vorher habe ich bei Daimler geschichtet und dort einen ganz klaren, stringenten Dienstplan gehabt. Jetzt ist das nicht mehr der Fall. Das hat Vorteile, manchmal aber auch Nachteile. Der Nachteil ist, dass man sich dann hin und wieder verzettelt und dann zu wenig Freizeit für mich, für meine Frau, für die Familie bleibt …

FRAU LÖFFLER:… für die Arbeiten in Haus und Garten …(Beide lachen.)

HERR LÖFFLER: Jetzt nach einem guten Jahr in der Seelsorgeeinheit Nagold muss ich mich schon so gutstrukturieren, dass ich auch klar nochmal abgrenze,was ist jetzt Arbeitszeit, was ist Freizeit. Und manche Dinge müssen wir wirklich auch ganz klassisch am Terminkalender miteinander vereinbaren. Ich bin inzwischen der festen Meinung, Termine machen in einer Ehe ist nichts Anrüchiges, sondern wichtig, damit man sich auf dem gemeinsamen Weg nicht verliert.

Hat sich mit dem Diakonat etwas in Ihrer Beziehung/Ihrem Elternsein geändert?

HERR LÖFFLER: Schon in der Ausbildung war deutlich, dass wir einen gemeinsamen Weg gegangen sind, der auch ein spiritueller Weg war und ist. Auch im Austausch, wie wir unsere Spiritualität leben möchten, haben wir einen guten Weg gefunden, wo wir uns beide wohlfühlen. Und ich glaube, das kriegen wir jetzt auch noch ganz gut hin – miteinander, aber auch jeder für sich.

FRAU LÖFFLER: Wir gehen tatsächlich nun weniger gemeinsam in den Gottesdienst. Wir legen das dann auch vorher fest. Es ist also geplanter und gezielter,aber deswegen nicht weniger wertvoll. Das hat sich tatsächlich verändert.

Wie gehen Ihre Kinder mit einem Diakon als Vater um?

HERR LÖFFLER: Sie mussten sich da vorsichtig rantasten, das war für sie erst einmal nicht vorstellbar, was das jetzt heißt, wenn auf einmal der Vater mit am Altar steht und sie müssen jetzt mir Wasser und Wein beim Ministrieren bringen (lacht). Durch meine Hauptberuflichkeit haben wir jetzt mehr Distanz. Jetzt haben wir den Austausch hier zuhause am Tisch.

FRAU LÖFFLER: Für mich war das auch manchmal komisch: Ich sitze in der Bank und drei Ministranten und mein Mann stehen vorne (lacht). Es wurde dann auch schon mal gewitzelt, es war hin und wieder Thema in der Gemeinde, weil das natürlich außergewöhnlich ist, dass viele Personen aus einer Familie im Gottesdienst „zusammenspielen“.

Wenn ein Ehepaar, das sich heute ebenfalls auf die Diakonenweihe vorbereitet, Sie um einen Rat bitten würde – was würden Sie sagen?

FRAU LÖFFLER: Ich glaube, der wichtigste Rat ist wohl miteinander als Paar im Gespräch zu bleiben. Dass man auch den Mut hat, nachzufragen und auch Einspruch zu erheben und zu sagen, wo die eigenen Grenzen, aber auch die der Familie liegen. Wichtig finde ich auch, den Austausch zu haben mit Menschen, die diesen Weg schon gegangen sind oder genauso auf dem Weg sind wie wir.

HERR LÖFFLER: Im Gespräch bleiben und als Frau auch das Vetorecht wahrnehmen. Man kann wirklich unter die Mühlräder kommen, da muss man schon aufpassen. Ich denke, da haben wir als verheiratete Diakone einen großen Vorteil, dass wir zuhause ein System haben, das uns spiegelt, wie wir unterwegs sind. Auch im Austausch im Interessentenjahr war schon klar, die eine Berufung zum Diakon hebt die Berufung, in einer Ehe zu leben, nicht auf. Das kann sich nicht widersprechen, das ist nicht unser Bild von Berufung.

TEXT: FELIX MAIER (21)