Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu folgen, der gegen das Gesetz Gottes verstößt.“ Dieser Satz stammt aus der Predigt Oscar Romeros vom 23. März 1980. Einen Tag später wurde er aufgrund seiner Kritik an der herrschenden Militärdiktatur in El Salvador ermordet. Was prägte diesen Heiligen auf seinem Lebensweg und welche Botschaft kann heute von ihm ausgehen?

1917 in Ciudad Barrios (El Salvador) geboren, wuchs Romero in einfachen Verhältnissen auf. Mit 13 Jahren wurde er Schüler im Seminar der Stadt San Miguel. 1937 begann er ein Theologiestudium am jesuitischen Priesterseminar in San Salvador. 1942 empfing er in Rom die Priesterweihe. Danach arbeitete Romero zunächst als Priester in seiner Heimat. Befreiungstheologischen Positionen stand er anfangs skeptisch gegenüber und daher begrüßten vor allem konservative Kreise seine Ernennung zum Titular- und Weihbischof 1970 . Die Brutalität der Herrschenden und die soziale Ungerechtigkeit hatten jedoch großen Einfluss auf Romero, der 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. Im Frühjahr jenes Jahres verübte das Militär ein Massaker an Demonstranten, die sich für freie Wahlen auf dem Plaza Libertad in San Salvador versammelt hatten. Im selben Jahr erschütterte Romero auch die Ermordung des Jesuitenpaters Rutilio Grande, der mit Romero befreundet gewesen war und sich für eine Kirche der Armen eingesetzt hatte. Von nun an legte Romero den Fokus auf die Kranken, Entrechteten und Unterdrückten. So weilte er eine Zeit lang in einem Krankenhaus, um krebskranken Menschen nahe zu sein und setzte sich mit seinen Predigten für sozial benachteiligte Menschen ein. Mit seiner Kritik an der Militärdiktatur machte er sich jedoch auch Feinde, die ihre Macht bedroht sahen. Am 24. März 1980 wurde Romero während einer Messe von einem Scharfschützen ermordet. In der Folgezeit breitete sich ein brutaler Bürgerkrieg in El Salvador aus.
An Oscar Romero beeindruckt mich besonders, dass er nicht nur von einer gerechteren Welt redete, sondern sich in El Salvador auch aktiv für Veränderungen einsetzte. Seine eigene Sicherheit und sein eigenes Leben schonte er nicht. Daher steht er in starkem Kontrast zu Gläubigen, Priestern oder Bischöfen, die mit diktatorischen Unrechtsregimen kollaborierten oder kollaborieren. Romero wusste, dass er als Christ die Ungerechtigkeit, Brutalität und Unterdrückung nicht akzeptieren konnte. Besonders in seiner Heimat El Salvador verehren ihn die Menschen dafür bis heute. Papst Franziskus sprach Oscar Romero am 23. Mai 2015 selig und am 14. Oktober 2018 heilig. Daran zeigt sich, dass dem Papst sehr an der Verwirklichung einer Kirche für die Armen gelegen ist. Der weltweite synodale Prozess, den Papst Franziskus im Herbst 2021 eröffnet hat, kann dazu beitragen, dass den Armen, Unterdrückten und Verfolgten dieser Erde mehr Gehör geschenkt wird. Denn die Botschaft Jesu, die Romero eindrucksvoll verkörperte, nimmt gerade sozial benachteiligte Menschen in den Blick – beispielsweise in Mt 25,40, wo zu lesen ist: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

TEXT: JAKOB RAGER (24)