Christina Schraff hat von 2016 bis 2019 in Mainz Praktische Theologie studiert, jetzt ist sie als Gemeindeassistentin in der Seelsorgeeinheit Seegemeinden im Dekanat Friedrichshafen tätig.

Christina, kannst du dich an den Moment erinnern, an dem du dich für dein Studium entschieden hast?
Das war kein Moment, sondern eher ein Prozess. Nach meinem Abitur habe ich ein FSJ in der Seelsorgeeinheit Ravensburg West gemacht und nach der ersten Hälfte wurde mir klar, dass ich das machen möchte. Ich habe dann einen Infotag besucht und habe mich danach dazu entschieden, dass ich für das Studium nach Mainz gehe.

Was haben deine Familie und Freunde dazu gesagt, als du davon erzählt hast, einen Beruf in der Kirche zu ergreifen?
Eigentlich habe ich keinen Widerstand erlebt. Meine Familie ist kirchlich engagiert. Für mich war es schon immer normal, dass man in die Kirche geht. Meine Eltern finden das gut und freuen sich darüber, meine Oma sowieso. Klar, wurde ich zum Beispiel von manchen Freunden darauf angesprochen, aber daraus haben sich dann interessante Gespräche entwickelt. Ich fühle mich da voll unterstützt.

Wie ist es für dich, keinen „9 to 5“-Job zu haben?
Ich finde das eigentlich ganz gut, die Arbeitszeiten kannte ich schon von meinem FSJ. Das war dann nach dem Studium nichts Neues. Es ist manchmal schon ein bisschen anstrengend, wenn ich am Wochenende oder abends arbeiten muss, wenn ich eigentlich etwas mit Freunden machen würde. Aber ich finde es total schön, da ich mir meine Zeit selbst einteilen kann. Wenn ich weiß, dass ich abends eine lange Sitzung habe, dann nehme ich mir mittags ein bisschen mehr Zeit und kann auch andere Dinge erledigen. Es braucht ein bisschen Übung, wie man das mit sich selbst gut geregelt bekommt. Ich bin im Moment sehr zufrieden damit.

Wenn du nicht gerade in einer KGR-Sitzung steckst, Unterricht vorbereitest oder die Firmung planst, was machst du sonst noch gerne? Wie schaltest du ab?
Manchmal brauche ich auch einfach nur Ruhe für mich selber. Da bin ich dann ganz froh, wenn ich mal eine Stunde für mich habe. Beim Lesen kann ich total abschalten. Und ich genieße es, mit meiner Familie und meinen Freunden unterwegs zu sein. Im Winter, als es so viel Schnee hatte, war ich mit meiner Cousine und meinem Cousin draußen unterwegs. Und wie es auf dem Land so ist, hängt man sich mit dem Schlitten hinten an den Traktor ran und fährt dann. Das habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gemacht, mir tat vor Lachen alles weh, aber es hat so gutgetan. Solche Erlebnisse mit den Menschen um mich herum sind es dann, die mich wieder hochziehen.

„Diese Verknüpfung von Glaube und Lebenswelt, das ist für mich immer das Wichtigste. Dazu möchte ich beitragen und Räume dafür ermöglichen.”

Mit welchem Gefühl blickst du in die Zukunft?
In dem, was ich tu, fühle ich mich wohl. Ich erlebe, dass meine Arbeit einen Sinn hat. Ich kann Menschen unterstützen und begleiten. Das gibt mir ein gutes und stärkendes Gefühl, auch wenn die Resonanz nicht immer sehr groß ist. Natürlich wird es immer Hürden und Herausforderungen geben – für mich überwiegt das Positive.

Hast du dabei ein Ziel für deine Ausbildungszeit als Gemeindereferentin?
Gewisse Sachen möchte ich geschafft haben. Ich möchte in der Jugendarbeit ein bisschen was Neues ausprobieren und versuchen, die Jugendlichen zu motivieren, damit sie sich auch selber engagieren. Und ich möchte einfach die Menschen hier noch besser kennengelernt haben, weil das im Moment einfach unheimlich schwierig ist, und da hoffe ich sehr, dass es bis zum Ende der Ausbildung noch viele Chancen geben wird.

Wie kann denn Kirche für junge Menschen attraktiver werden?
Es braucht niederschwellige Angebote, die dann mit einem Anlass verknüpft werden. Dieser muss auch erst mal nicht unbedingt direkt mit Kirche verbunden werden. Zum Beispiel hatten wir einen Valentinssegen. Dort durften sich die Paare Zeit für die eigenen Themen nehmen und es gab zum Abschluss einen Segen. Ich denke auch an den Prüfungssegen. Das ist ein Punkt für Jugendliche, wo es oft schwierig wird und wo sie Unterstützung und Zuspruch brauchen, da müssen wir dann auch da sein. Wir müssen ihnen das Gefühl geben, dass sie so angenommen sind, wie sie sind, und sie sich auch so einbringen dürfen, wie sie können. Das Akzeptieren ist mir extrem wichtig, mit allen Fragen und Zweifeln. Wenn man am Leben von jungen Menschen anknüpft, wird Kirche attraktiver.

Zum Abschluss: Wofür stehst du in deinem Beruf?
Bei mir kommt es immer darauf an, den Glauben in der Lebenswelt der Adressaten erfahrbar zu machen und Gott im Alltag und in den Menschen, denen ich begegne, zu entdecken. Diese Verknüpfung von Glaube und Lebenswelt, das ist für mich immer das Wichtigste. Dazu möchte ich beitragen und Räume dafür ermöglichen.

TEXT: MAXIMILIAN MAGIERA (24)