2016 haben wir in unserer Frühjahrsausgabe über den Zusammenschluss der Pfarreien in Eislingen/Fils berichtet. Was hat sich seither getan? Wir haben bei Pfarrer Bernhard J. Schmid, Pastoralreferent Hariolf Hummel und Gemeindereferentin Katharina Pilz nachgefragt. Die Fragen haben sie schriftlich als Team beantwortet.

 

2015 haben sich die Pfarreien St. Markus und Liebfrauen zusammengeschlossen. 2016 haben Sie uns geschildert, wie gut dieser Prozess verlaufen war. Ist der gemeinsame Weg so erfolgreich weitergegangen?

Die vereinigte Kirchengemeinde ist bei uns inzwischen gut eingespielt. Demnächst ist die Wahl zum zweiten gemeinsamen Kirchengemeinderat – das ist für alle inzwischen ganz selbstverständlich. Unser Vorteil war, dass schon vor der offiziellen Vereinigung die Zusammenarbeit der Kirchengemeinden weit entwickelt war. So mussten „nur“ noch manche Strukturen wie die Räte und die Verwaltung zusammengeführt werden. Unser Konzept von einer Gemeinde mit mehreren Orten, an denen sich das Leben abspielt, hat sich für uns bewährt. Als dann von der Diözese der Prozess „Kirche am Ort“ kam, hatten wir, was die strukturelle Entwicklung anging, schon vieles vorweggenommen.

Ihre Erfahrungen wurden mittlerweile auch in einem Buch veröffentlicht, das von Pfarrer Schmid mitherausgegeben wird und den Titel „Pastoral am Puls“ trägt. Was ist das Anliegen dieses Buchprojekts?

Seit einigen Jahren experimentieren Haupt- und Ehrenamtliche aus verschiedenen Diözesen unter diesem Leitwort, wie es gehen kann, Pastoral als ein Ineinander von Gottes Handeln und menschlichem Mittun zu verstehen. Inzwischen gibt es dazu in vielen Bereichen bewährte Erfahrungen. Die wollen wir auch anderen zur Verfügung stellen. Dem soll das Buch, aber auch die Homepage www.pastoral-am- puls.de dienen. Dazu wollen wir zugleich aber auch theologische Reflexionen mitgeben, die verdeutlichen, auf welchem Hintergrund wir das sehen.

Eine Methode, die im Buch beschrieben wird und Gemeinden und Gremien helfen soll, neue geistliche Wege zu gehen, ist die „Pastorale Schriftrolle“. Können Sie noch mal kurz beschreiben, was damit gemeint ist?

Zunächst einmal verstehen wir die Arbeit mit der „Pastoralen Schriftrolle“ nicht so sehr als eine Methode. Sie ist viel mehr. Das Zentrale ist für uns dabei die Haltung – nämlich mit dem hier und heute handelnden Gott zu rechnen. Und so ist doch auch die Bibel entstanden. Menschen haben aufgeschrieben, was sie zusammen mit Gott erlebt haben. Daher liegt es eigentlich nahe, das können wir auch tun: schauen und aufschreiben, was bei uns geschieht, und darin immer wieder auch Gott entdecken. Und daraus können sich dann wichtige Hinweise für unseren nächsten Schritte ergeben.

Welche Erfahrungen haben Sie in der Gemeinde damit gemacht? War sie auch bei der Fusion hilfreich?

Mit dieser Idee der Schriftrolle arbeiten inzwischen Einzelne, Gruppen, Ehepaare … Auch in unserem Kirchengemeinderat ist das seit über 10 Jahren ein fester Bestandteil jeder Sitzung. Wir haben gemerkt, wie das die Atmosphäre, aber auch unsere Arbeit verändert. Konkret war es bei uns so, dass schon vor der Vereinigung beide Kirchengemeinderäte jeweils ihre Schriftrolle weitergeschrieben haben. Bei den jährlichen Klausurtagungen haben wir die Schriftrollen dann nebeneinander gelegt, um den jeweils anderen Einblick zu geben. Im Lauf der Jahre wurden da die Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten, die sich auf den beiden Rollen fanden, immer offenkundiger. Das war für uns ein starkes Zeichen dafür, dass der Geist Gottes uns zueinander führt. Zusammen mit vielen Beratungen und Gesprächen ist daraus die Entscheidung gewachsen, die Gemeinden zu vereinigen. Aus beiden Schriftrollen ist nun eine geworden, an der wir gemeinsam weiterschreiben.

Welche drei Ratschläge haben Sie für andere Pfarreien, die vor einem Zusammenschluss stehen und diesen Weg geistlich begleiten wollen?

Zunächst einmal sehen wir die Vereinigung nicht als Patentrezept, das für alle und alles passt. Für uns in Eislingen war es jedoch genau der richtige Schritt. Dann ist unsere Erfahrung, dass es sinnvoll ist, immer dem Leben den Vorrang zu geben und dann die Strukturen entsprechend zu gestalten. Nicht anders- herum. Konkret hieß das für uns, dass wir, soweit es ging, über die alten Gemeindegrenzen hinweg zusammengearbeitet haben, versucht haben, Menschen zusammenzubringen. Dann stellte sich irgend- wann fast von selbst die Frage: „Wir brauchen zwar weiterhin die zwei beziehungsweise drei Kirchen mit den Gemeindehäusern als Lebenszentren – aber brauchen wir wirklich weiterhin zwei Kirchengemeinderäte, zwei Verwaltungen, zwei Kassen…?“ Das Dritte ist: Es muss spürbar werden, dass ein Mehr an Miteinander für alle ein Gewinn und nicht ein Verlust ist. Bei uns hat es so gut funktioniert, und darüber sind wir sehr dankbar.

 

Bibliografische Angaben

Michael Gerber, Hubertus Brantzen,
Kurt Faulhaber, Bernhard J. Schmid (Hg.)
pastoral am puls.
Glaubenswege gehen – geistliche Prozesse leiten Verlag Herder, 1. Auflage 2019, gebunden, 192 Seiten, 20,00 €
ISBN: 978-3-451-38558-2

Website zum Buch

www.pastoral-am-puls.de

 

Text: Alina Oehler (28)